"Die Formel 'Schöne Landschaft plus komplizierte Familienentwicklung gleich Erfolg' reicht nicht mehr aus", sagte Degeto-Chefin Christine Strobl schon im vergangenen Jahr kurz nach ihrem Amtsantritt und kündigte an, vom "Schema F" weg zu wollen. Ähnlich äußerte sie sich nun auch in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Die Fernsehfilme für den Sendeplatz am Freitag um 20:15 Uhr möchten wir verändern und auffrischen. In diesem Punkt spreche ich mit den Autoren und Produzenten über neue Stoffvorschläge", sagte sie mit Blick auf die oft kritisierten Freitags-Schmonzetten im Ersten.

"Mir kommt es darauf an, mit dem Film am Freitag dem Bedürfnis der Zuschauer nach Unterhaltung Rechnung zu tragen, dieses aber mit einer bestimmten Qualität zu verbinden und uns um Themen zu bemühen, die zwischen Menschen eine Rolle spielen. Wir haben in der Vergangenheit vieles gemacht, aber es waren nicht alle Filme so, wie ich sie in Zukunft gern hätte", so Strobl in der "FAZ". Zugleich betont sie, dass sie in den Gesprächen mit Produzenten "eine ganz schöne Aufbruchstimmung" feststelle. Dass "Die Landärztin" und das "Traumhotel" nun in Rente geschickt würden, liege auch daran, dass die Geschichten auserzählt seien.

Grundsätzlich will die Degeto-Chefin am Freitagabend künftig eher auf Einzelstücke setzen, während am Donnerstag verstärkt Reihen-Formate aus dem Krimi-Bereich laufen sollen. Zwar will sie auch weiterhin Liebesgeschichten zeigen - allerdings sollen auch andere Beziehungsgeschichten dazukommen. "Es wird auch um Themen gehen mit einer gewissen gesellschaftlichen Relevanz in einer charmanten Tonalität, unterhaltsam aufbereitet", sagte Strobl in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Darüber hinaus kann sie sich vorstellen, Reihen für die Feiertags- und Sommer-Sendeplätze zu entwickeln, auf denen derzeit Produktionen wie "Kommissar Wallander" oder "Sherlock" laufen.

Grundsätzlich zeigt sich Christine Strobl zufrieden mit der Entwicklung der Degeto. Ihr Vorgänger Hans-Wolfgang Jurgan hatte Produktionsaufträge so vergeben, dass das Budget über Jahre hinweg gebunden war. "Es brennt nicht mehr, aber die Aufräumarbeiten sind noch bei weitem nicht abgeschlossen", erklärte Strobl nun. "Wir sind noch nicht bei hundert Prozent des Auftragsvolumens, das wir stemmen müssen, aber wir nähern uns an und beauftragen fast wieder so viele neue Produktionen wie in einem normalen Jahr. Ich denke, dass wir 2014 wieder bei annähernd hundert Prozent liegen." Mit den Verantwortlichen der ARD habe man "genau verabredet, für welche Sendeplätze welche Filme in welcher Stückzahl wir pro Jahr abliefern dürfen".

Bei einigen Sendeplätzen sei jedoch nach wie vor eine "Überversorgung" vorhanden. Unterm Strich betrage das Umsatzvolumen der Degeto ungefähr 400 Millionen Euro pro Jahr. Davon könne man über etwa 165 Millionen Euro jährilich entscheiden. Für die restliche Summe administriert die Degeto und übernimmt die Vertragsgestaltung als Dienstleistung für die ARD.