Die in der vergangenen Woche bei ZDFneo angelaufene Doku-Reihe "Auf der Flucht - Das Experiment" steht weiterhin in der Kritik. Nun hat ZDFneo-Chefin Simone Emmelius das Projekt verteidigt. "Die momentane Auseinandersetzung bleibt bei vielen in der Infragestellung der gewählten Form stecken und beschäftigt sich nicht mit dem Inhalt der Sendung", sagte Emmelius in einem Interview mit dem "Tagesspiegel". "Dabei wird beim Anschauen schnell deutlich, wie stark es um das Thema Migration und um das Aufzeigen der Umstände vor Ort geht, die anhand des eigenen Erlebens von sechs Teilnehmern und deren Auseinandersetzung damit verdeutlicht werden."

Das Schicksal der Flüchtlinge werde durch Protagonisten wie Mirja du mont nicht ausgeblendet. "Es kommt nur durch eine andere Perspektive zum Tragen – nämlich durch die 'Brille' der Teilnehmer", so Emmelius. Dass die sechs Protagonisten keine "echte Flucht" nachvollziehen können, sei an keiner Stelle behauptet worden. "Aber sie gelangen an authentische, exemplarisch ausgewählte Stationen einer Flucht, um den Perspektivwechsel für ein deutsches Publikum erlebbar zu machen. Dass wir als Sender auf diesem Weg die Verantwortung dafür tragen, dass unsere Protagonisten nicht in gefährliche, unkontrollierbare Situationen geraten und diese entsprechend vorbereitet haben, nennen wir menschliche und journalistische Sorgfaltspflicht."

Im "Spiegel" hatte die Hilfsorganisation Pro Asyl in dieser Woche kritisiert, das Format sei "in erster Linie darauf ausgerichtet, aus der Flucht ein Event zu machen". Kritik kam auch vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR, das die Macher vor der Sendung sogar beriet. Format und Umsetzung der von doclights produzierten Sendung seien "fragwürdig", ließ das UNHCR mitteilen - auch wenn inhaltlich alles korrekt sei. Emmelius: "Natürlich nehmen wir die Kritik ernst, wir hoffen aber, dass sich dieser erste Eindruck nach der Ausstrahlung aller Folgen verändert. Unser Verständnis von Bildungsauftrag umfasst, dass sich Menschen ein Bild machen und selbstständig eine Meinung bilden können."

Es bestehe aber keine Veranlassung, das Projekt zu überarbeiten oder zu stoppen, betonte die Senderchefin. "Wir stehen zum Inhalt der Doku-Reihe, zu der von uns gewählten Form der Vermittlung und zu ihrer Intention, der Diskussion zum Thema Asyl in Deutschland einen neuen Blickwinkel hinzuzufügen."

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