Der "Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über eine noch nicht veröffentlichte Studie der Otto-Brenner-Stiftung, die herausgefunden haben will, dass der Informationsanteil bei NDR und SWR niedriger ausfalle als bislang kolportiert. Die Informationsanteile, die angeblich bis zu 70 Prozent betragen sollen, liegen demnach in Wahrheit bei gerade einmal gut 40 Prozent - wenn man die Wiederholungen herausrechnet. Ohnehin werde auch dieser Wert nur erreicht, "weil sich die Dritten zu Ratgebersendern entwickelt haben, in deren Mittelpunkt Garten, Kochen und Tiere stehen".

Beim NDR kann man die Ergebnisse nicht nachvollziehen. "Es ist schwer, eine Arbeit zu kommentieren, die noch nicht veröffentlicht ist und deren Vorgehensweise wir nicht kennen", sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Die Behauptung zum Informationsanteil des NDR Fernsehens erschließt sich angesichts allgemein zugänglicher Fakten jedenfalls nicht." Der Sender verweist darauf, die "regionale Kompetenz kontinuierlich ausgebaut" zu haben - so würden zwischen 18 und 20 Uhr "ausschließlich aktuelle Informationsprogramme und Reportagen" gesendet.

Darüber hinaus zeigte das NDR Fernsehen täglich, mit Ausnahme des Samstagabends, zwischen 20 Uhr und 20 Uhr Informationsprogramme und Dokumentationen. Zudem setze man mit "Panorama 3" und "Panorama - Die Reporter" "bewusst auf zupackenden investigativen Journalismus", betonte der NDR-Sprecher und verweist auch auf Formate wie die "Reportage" am Freitag, die Dokumentationsleiste "45 Min" sowie Formate wie "Zapp", "Weltbilder" und das "Kulturjournal". Gartzke: "Die journalistische Kraft des NDR Fernsehens wurde zusätzlich gesteigert durch die Bildung von Rechercheteams und eine finanzielle Ausstattung, die auch langfristige Recherchen ermöglicht - wie zuletzt am Beispiel Off-Shore-Leaks deutlich wurde."

Nicht zuletzt auch in Zusammenarbeit mit der "Süddeutschen Zeitung" seien dem NDR gerade in jüngster Zeit zahlreiche Rechercheerfolge gelungen. "Diese Liste ließe sich fortführen. Insbesondere in der zuschauerstärksten Zeit hat das NDR Fernsehen sein journalistisches Profil in den vergangenen Jahren weiter geschärft. Diesen Weg halten wir für richtig und werden ihn fortsetzen", erklärte der NDR-Sprecher. Die Studie der Otto-Brenner-Stiftung wirft dem NDR dagegen eine zunehmende Boulevardisierung vor. In "fast der Hälfte der fernsehpublizistischen Beiträge" lege der Sender einen Schwerpunkt auf eine sogenannte Human-Touch-Berichterstattung.

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