Im Falle vom "Supertalent" sieht es derzeit so aus, als sei es RTL gelungen, eine Trendwende einzuleiten - mit mehr als 30 Prozent Marktanteil war die Castingshow in dieser Woche beim jungen Publikum jedenfalls überaus erfolgreich. Im Vorfeld der Staffel hätte darauf wohl auch in Köln nicht jeder gewettet. Sorgen macht man sich bei RTL allerdings auch um "Deutschland sucht den Superstar", das in diesem Jahr kräftige Zuschauerverluste hinnehmen musste. Unterhaltungschef Tom Sänger kündigte aus diesem Grund bereits im Frühjahr "drastische Änderungen" an. Nun ist klar, wie diese Änderungen im Detail aussehen werden.

Zwar bleibt Dieter Bohlen auch weiterhin an Bord, doch um ihn herum wird mal wieder eine neue Jury eingesetzt. Die ist jedoch tatsächlich so vielseitig wie seit geraumer Zeit nicht mehr: Mieze Katz, Frontsängerin der Deutschpop-Band Mia., wird neben Rapper Prince Kay One und der Schlagersängerin Marianne Rosenberg neu dabei sein. Nachdem mit Beatrice Egli in diesem Jahr erstmals eine Kandidaten mit Schlagersongs als Siegerin hervorgegangen war, ist der Schritt, Rosenberg in die Jury zu holen, nur konsequent. Noch vor zwei Jahren hatte sich Rosenberg allerdings über Castingshows wie "DSDS" ausgelassen und gesagt, diese Sendungen seien "Menschenverwertungsmaschine". Nun darf sie unter Beweis stellen, dass es auch anders geht.

"So vielfältig war die Jury noch nie: Junge Musiker treffen auf Musiker mit jahrzehntelanger Erfahrung, Pop trifft auf Rap und Schlager auf Elektropop. Diese Top-Mischung verspricht Kontroversen und ein breites Spektrum an Meinungen", so Tom Sänger, der zugleich ankündigt, dass die Show auch "optisch und inhaltlich runderneuert" zurückkehren wird. "Demokratischer und überraschender" sei "DSDS" noch nie gewesen, sagte der Unterhaltungschef. Ansonsten kündigte RTL schon mal an, dass die im Januar startende neue Staffel "kontroverser und kompetitiver" werden soll und näher an den Kandidaten dran sein möchte.

Doch wie genau soll das funktionieren? Die nunmehr elfte Staffel wird unter dem Motto "Kandidaten an die Macht" stehen. Die Kandidaten dürfen sich dabei präsentieren, wie sie wollen, was allerdings die Frage aufwirft, warum sich die Kandidaten bislang ganz offensichtlich verstellen mussten. In jeder Woche gilt es, neue musikalische Aufgaben zu lösen - bei der Gestaltung ihrer Auftritt bekommen die Kandidaten offenbar freie Hand. Stärker als bisher soll gezeigt werden, wie sie sich in die Auswahl ihrer Songs, in deren Interpretation, in die Wahl ihrer Outfits und in die Choreographie einbringen und dabei auch mal in Konflikt mit ihren Konkurrenten und den Vocalcoaches und Stylisten geraten.

Im Casting sollen die Kandidaten "die Macht" bekommen. Sie dürfen im neuen "Auftritts-Tunnel" vor dem Jury-Raum entscheiden, welcher Juror im Fall einer Pattsituation über ihr Schicksal entscheidet. Bohlens Meinung ist damit also nicht mehr alleine entscheidend. Zudem sollen die Zuschauer mittels einer Vorauswahl von Kandidaten des Jurycastings im Netz bereits während der Castingphase im Oktober entscheiden, ob ein Kandidat direkt ein Ticket für den Recall bekommt oder nicht. Der findet diesmal übrigens auf Kuba statt, wo die Kandidaten im Dschungel und am Strand um den Einzug in die Live-Shows buhlen. Unterstützung erhalten sie von Choreograph Jorge Gonzales, der selbst ein gebürtiger Kubaner ist.

Auffällig: Die Mottoshows werden zugunsten von "Live-Challenge-Shows" abgeschafft. Was genau man sich darunter vorzustellen hat, bleibt aber erst mal unklar. Fest steht dafür, dass es fortan nicht mehr nur darum geht, den Kandidaten mit den wenigsten Zuschaueranrufen nach Hause zu schicken. Die Jury wählt nämlich - unabhängig von den Anrufen - einen Tagessieger, auf den ein besonderer Preis wartet. Weitere Neuerungen an der Show will RTL noch bekanntgeben. Nazan Eckes soll weiterhin als Moderatorin an Bord bleiben. In diesem Jahr hatte sie die Show zusammen mit Raúl Richter präsentiert.