Gemunkelt wird es schon seit langem, am Nachmittag berichtete das Sportmarketing-Fachmagazin "Sponsors" dann, dass der Abschluss des Deals kurz bevorstehe - und nun hat Sky es offiziell gemacht: Sky Deutschland übernimmt die Sport-Produktionsfirma Plazamedia, deren größter Kunde Sky ohnehin bereits ist, komplett von Constantin Medien. So oder so hätte Sky die Firma weitgehend im Alleingang getragen - eine Übernahme erscheint mittelfristig also tatsächlich sinnvoller als mit Abstand wichtigster Kunde des abhängigen Unternehmens zu bleiben.

Doch das ist nicht alles: Neben der vollständigen Übernahme der Produktionsfirma, die übrigens auch die Champions League für das ZDF erstellt, beteiligt sich Skymit jeweils 25,1 Prozent an der Constantin Sport Marketing GmbH sowie der Sport1 GmbH. Die betreibt die TV-Sender Sport1, Sport1+, Sport1 US, das Online-Portal Sport1.de und das in diesem Jahr gestartete Audio-Angebot Sport1.fm. Für das Gesamtpaket legt Sky einen Kaufpreis in Höhe von 57,5 Millionen Euro ohne Barmittel und Verbindlichkeiten auf den Tisch. Derzeit verhandelt Sky mit seinen Banken darüber, den Kaufpreis über eine Kreditvereinbarung zu finanzieren, die durch 21st Century Fox garantiert würde. Sollte das nicht klappen, wird 21st Century Fox einspringen und ein unbesichertes Gesellschafterdarlehen zur Verfügung stellen.

Brian Sullivan gelingt damit - sofern die kartell- und medienrechtlichen Genehmigungen erteilt werden - das, woran Georg Kofler einst scheiterte: Den Einstieg des PayTV-Anbieters beim Sportsender Sport1 bzw. damals DSF. Die Sport1-Mutter Constantin Medien ist derzeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und hat erst im vergangenen Monat seine Erwartungen für dieses Geschäftsjahr nach unten schrauben müssen, nachdem das 3. Quartal "deutlich unter den Erwartungen" geblieben sei. Der Konzernumsatz war im 3. Quartal um fast 27 Prozent im Vergleich zum starken Vorjahresquartal abgesackt. Auch im Gesamtjahr erwartet Constantin Medien nun rote Zahlen. Das Sport-Segment des Medienkonzern steckt seit mehreren Jahren in einem schwierigen Marktsegment fest und Umstrukturierungen brachten bislang nicht den erhofften Durchbruch. Eine weitgehende Übernahme bzw. Beteiligung durch Sky dürfte in erster Linie - auch angesichts des Kaufpreises - wirtschaftliche Sicherheit bringen.

Sky-Chef Brian Sullivan kommentiert den Kauf so: "Plazamedia ist ein langjähriger und hoch geschätzter Geschäftspartner von Sky. Die heutige Vereinbarung stellt den nächsten Schritt in der vollständigen Integration wichtiger kundennaher Tätigkeiten dar. Nach dem Insourcing von Premiere Star, Creation Club, dem Logistikdienstleister Loxxess und Premium Media Solutions, erlaubt uns Plazamedia, unsere Innovationskraft im Fernsehen weiter zu beschleunigen und zukünftigen technologischen Entwicklungen wie Ultra HD zum Durchbruch zu verhelfen. Außerdem eröffnet sie Synergiepotenziale und unterstützt uns dabei, zusätzliche Effizienzsteigerungen vorzunehmen."

Für Sky könnte der Einstieg bei Sport1 tatsächlich eine Reihe von strategischen Vorteilen mit sich bringen: Die Programmfläche des freiempfangbaren Sportsenders ist offensichtlich eine ideale Teaser-Fläche für das kostenpflichtige Sportangebot des PayTV-Anbieters. Darüber hinaus gibt einen Fuß in der FreeTV-Tür auch eine neue Perspektive für den Sportnachrichten-Sender Sky Sport News HD. Die dort aufgebaute Redaktion und Technik würde sich kostengünstig auch für die Produktion von kurzen FreeTV-Segmenten für Sport1 nutzen lassen und das teure Investment in den Sportnachrichten-Sender und seine Infrastruktur noch ein Stück weit lohnender machen.

Doch in erster Linie geht es dem PayTV-Anbieter um die Übernahme von Dienstleister Plazamedia. Die Beteiligung an Sport1 ist also auch von taktischer Überlegung: Auch der freiempfangbare Sportsender ist schließlich großer Kunde bei Plazamedia. Bei einem Verkauf der Produktionsfirma kann sich Sky Deutschland so die Aufträge von Sport1 an die Plazamedia sichern. Der Abschluss eines mehrjährigen Produktionsrahmenvertrags zwischen Sport1 und Plazamedia ist ohnehin bereits abgemacht.

Constantin Medien - früher EM.TV - und Sky bzw. damals Premiere haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Mehrfach schon kam es zwischen den benachbarten Medienunternehmen aus dem Münchener Norden zu Streitigkeiten und gegenseitigen Firmenübernahmen. So sorgt 2005 eine gescheiterte Übernahme des DSF durch Premiere für eine öffentlichkeitswirksame Kündigung der Produktionsauftrage an Plazamedia. In letzter Minute einigte man sich doch auf eine Fortsetzung - die EM.TV-Tochter Plazamedia blieb technischer Dienstleister von Premiere. Im Gegenzug übernahm Plazamedia Ende Dezember 2005 von Premiere, damals noch unter Koflers Führung, die Kreativ-Tochter Creation Club GmbH. Keine vier Jahre später holte Kurzzeit-CEO Mark Williams die Kreativ-Tochter wieder als 100-prozentige Tochter zurück zum PayTV-Anbieter.