Mit Thomas Hinrichs konnte Intendant Ulrich Wilhelm kürzlich bereits den neuen Informationsdirektor des Bayerischen Rundfunks präsentieren. Hinrichs ist der Erste in dieser Rolle - die Informationsdirektion wird erst geschaffen und fasst künftig die aktuellen Redaktionen aus Hörfunk, Fernsehen und Internet zusammen. Für Wilhelm hat dies neben einer größeren journalistischen Tiefe vor allem wirtschaftliche Beweggründe, wie er nun im Gespräch mit dem "Focus" auch noch einmal unterstreicht. Bis 2020 soll Hinrichs den Neubau des Aktualitätszentrums koordinieren - mit Sendern wie der BBC, mit dem neustrukturierten News-Standort im Herzen Londons, oder dem finnischen YLE als Vorbild.

Wichtig für Wilhelm in Zeiten des Kostendrucks: Die Direktorien werden nur kurzfristig erhöht, der Erneuerungsprozess wird von innen heraus - ohen Unternehmensberatung - koordiniert. Und auch die Sanierung der bestehenden Gebäude würde, so Wilhelm im "Focus", ja einen "dreistelligen Millionenbetrag kosten". "Wenn wir schon investieren, dann in zukunftsfähige Bauten, die langfristig günstiger sind, weil wir die Flächen- und Energiebilanz verbessern". Neue finanzielle Mittel spült außerdem der Verkauf des Standorts Unterföhring in die Kassen.

Angesprochen auf die Mehreinnahmen, welche die Umstellung auf den Rundfunkbeitrag wohl bringen werden, nimmt Wilhelm allen Kritikern aus der Verlagsbranche noch Wind aus den Segeln: "Erst einmal prüft die unabhängige Kommission KEF die Einnahmen und die Ausgabenseite. Dann entscheiden die 16 Länder im Laufe des kommenden Jahres über die Verwendung, wenn ein Überschuss festgestellt wird." Die Entscheidung liegt eben nicht bei ARD und ZDF, wie es eigentlich auch jedem bekannt ist. Als Möglichkeiten bei Mehreinnahmen sieht Wilhelm unter anderem eine Beitragssenkung - eventuell auch nur für bestimmte Gruppen, wie Unternehmen, die mehr bezahlen müssen als zunächst beabsichtigt. "Die zu entlasten, die überproportionale Kostensteigerungen zu verzeichnen haben, würde wahrscheinlich weithin akzeptiert", so Wilhelm bei der Frage nach der von ihm bevorzugten Option bei Mehreinnahmen durch den Rundfunkbeitrag. Ein Betrag von 50 Cent bis einem ganzen Euro weniger pro Monat und Haushalt kursierte in diesen Tagen.

Anders stellt sich dies etwa die Produzentenallianz vor. Sie wollen, das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das Geld lieber im Programm investiert sehen, um die "konkret drohende Verarmung des audiovisuellen Schaffens in Deutschland" zu verhindern. Dabei verweisen sie vor allem auf ausländische Produktionen, die enorm an Zuspruch gewonnen hätten. Geht es um Aufmerksamkeit und Begeisterung des Publikums könnten deutsche Produzenten "gegen die in den letzten Jahren hochgelobten amerikanischen, englischen oder auch dänischen Serien kaum noch bestehen.". Die Ursache für die Produzentenallianz scheint dabei klar: Während ausländische Produktionen ein realistisches Budget hätten, fielen selbst beim "Tatort" die Preise und "Schauspieler, Kreative und andere Filmschaffende" müssten am Rand prekärer finanzieller Verhältnisse leben. Mit den Mehreinnahmen bei ARD und ZDF wünscht man sich "frühere Qualitätsstandard der Produktionen" zurück.