Knapp ein Jahr ist es her, dass sich Sat.1 dazu entschloss, mit "Richter Alexander Hold" die letzte noch verbliebene Gerichtsshow im deutschen Fernsehen einzustellen. Wie viele hätten zum damaligen Zeitpunkt wohl darauf gewettet, dass Hold ein Jahr später zu den strahlenden Gewinnern des Sat.1-Tagesprogramms zählen würde? Die Wiederholungen der Show liefern Sat.1 zur Mittagszeit nach wie vor mitunter beachtliche Quoten und mit "Im Namen der Gerechtigkeit - Wir kämpfen für Sie!" hat Hold inzwischen eine neue Fernseh-Heimat am Nachmittag gefunden. Das dürfte nicht nur Sat.1 glücklich machen, sondern auch die Produktionsfirma Constantin Entertainment, die in den vergangenen Jahren auch schon für Holds Gerichtsshow verantwortlich zeichnete.

Die Marktanteile von Holds neuer Sendung bewegen sich meist deutlich im zweistelligen Bereich - im Schnitt reichte es in den zurückliegenden knapp drei Monaten für fast 12,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. In der Spitze waren sogar schon mal bis zu 15,6 Prozent Marktanteil drin. An teils sehr holprigen Dialogen scheinen sich die Zuschauer dabei kaum zu stören. Doch das ist nicht der einzige gute Nachricht für Sat.1: Das direkt im Anschluss gezeigte Format "Anwälte im Einsatz" schlägt sich meist sogar noch etwas besser und auch die ebenfalls von Filmpool beigesteuerte Scripted Reality "Auf Streife", die seit Ende September auf dem Sendeplatz um 14:00 Uhr ausgestrahlt wird, kann mit Marktanteilen von mehr als elf Prozent durchaus als Erfolg gewertet werden - erst recht, wenn man sich die oft einstelligen Werte vor Augen führt, die noch vor wenigen Monaten auf der Tagesordnung standen.

Nun sieht es also ganz so aus, als sei Sat.1 mit seinen drei neuen Formaten die lange ersehnte Trendwende am Nachmittag gelungen, die sich darüber hinaus auch in steigenden Tagesmarktanteilen widerspiegelt. Man mag es etwas ernüchternd finden, dass sich der Erfolg ausgerechnet wieder mit Doku-Formaten nach Drehbuch einstellten, doch mit einer Art "Frühstücksfernsehen" am Nachmittag oder einer Kuppelshow traf der Sender bei diversen Tests in den zurückliegenden Monaten eben schlicht nicht den Geschmack seines Publikums. Und so überrascht es auch nicht, dass sich Sat.1 bereits dazu entschlossen hat, seine neuen Sendungen über die zunächst angekündigten 60 Folgen hinaus fortzusetzen.

"Da unsere neuen Nachmittagsformate so gut von den Zuschauern angenommen werden, haben wir bereits weitere Staffeln von 'Auf Streife', 'Im Namen der Gerechtigkeit' und 'Anwälte im Einsatz' in Auftrag gegeben", bestätigte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt gegenüber dem Medienmagazin DWDL. "Unsere Zuschauer können sich auf viele frische Folgen freuen." Wie viele neue Folgen es geben wird, ist nicht bekannt - dafür aber, dass sich diese nahtlos anschließen werden. Sat.1 wird also wohl erst mal nicht Gefahr laufen, die mühsam zurückgewonnenen Zuschauer durch die Ausstrahlung von Wiederholungen wieder zu verprellen, zumal Hauptkonkurrent RTL derzeit selbst große Schwächen an den Tag legt. Und doch ist die Sanierung der Nachmittagsschiene erst der Anfang. Senderchef Nicolas Paalzow muss noch weitere Baustellen in Angriff nehmen.

Eines der wichtigsten Projekte ist dabei vermutlich der Vorabend, um den man sich in den vergangenen Monaten nach mehreren Misserfolgen erst mal nicht mehr kümmerte. Nach der Absetzung der Ermittler-Doku "K11", die inzwischen im Vorabendprogramm des Mini-Senders Sat.1 Gold zu sehen ist, rettet sich Sat.1 vorerst mit Wiederholungen von "Navy CIS" eher schlecht als recht über die Zeit. Eine Dauerlösung ist die Ausstrahlung der Krimiserie ganz sicher nicht. Neue Ideen für den Vorabend soll ab März Paalzows neuer Stellvertreter Kaspar Pflueger beisteuern, der seit 2010 Programmdirektor von RTL Kroatien war und sich in der Vergangenheit um die Daytime Channel 5 kümmerte. Die Rettung des Sat.1-Vorabends dürfte wohl seine schwierigste Aufgabe werden.