Wenn es als Motivation gemeint war, das ehemalige Fußball-Schwergewicht Reiner Calmund vor den Mitarbeitern der Verkaufsabteilung des Kölner Verlags M. DuMont Schauberg auftreten zu lassen, dann dürfte dieser Schuss wohl gewaltig nach hinten losgegangen sein. Stattdessen erntete die Mediengruppe vor allem den Ärger der Belegschaft. Calmund hatte den Mitarbeiter nach Angaben der Gewerkschaft Verdi aufgetragen, sie sollen "arbeiten, arbeiten, arbeiten". Nicht nur 40 oder gar nur 35 Stunden, sondern "mehr, mehr mehr".

Wer heute noch in den Verlag komme, um nur seinen Arbeitsvertrag zu erfüllen, dem gehöre eine "Briefmarke auf den Hintern geklebt", sagte Calmund. Freigestellten Betriebsräten, die mit der Gewerkschaft Tarifrechte einfordern, gehöre zudem der "Stecker gezogen". Wenig besinnliche Töne kurz vor dem Weihnachtsfest beim "Express-Frühstück" im Betriebsrestaurant. Wenige Tage später hatte der Betriebsrat darüber informiert, dass das Unternehmen am Standort Köln betriebsbedingte Kündigungen und die Zerschlagung des Verlages plane.

Der neue Verlagsgeschäftsführer Philipp M. Froben machte deutlich, für die neu zu gründende Medienvermarktung Rheinland "vollständige unternehmerische Freiheit" zu wollen. Hier sollen angeblich keine tarifvertraglichen Regelungen mehr gelten - so schreibt es jedenfalls Verdi. Froben wolle demnach keinen "gleichen Lohn für gleiche Arbeit", sondern den "War of Talents", was wiederum die Gewerkschaft auf den Plan rief. Deren Landessekretär betonte, es gehöre zur demokratischen Grundordnung, sich gegen unternehmerische Willkür durch Tarifverträge abzusichern.

Nachtrag: Ursprünglich fand sich im Artikel eine Aussage von Verlagsgeschäftsführer Philipp M. Froben, der allerdings Wert darauf legt, sich nicht zu Calmunds Auftritt geäußert zu haben.