In einer gewissen Regelmäßigkeit holt Bundestagspräsident Norbert Lammert zur Medienschelte aus. Auch zu Weihnachten gab's nun mal wieder kritische Worte von ihm zu lesen. "Es gibt in den Medien eine Tendenz, die wesentlich stabiler ist als das Wahlverhalten der Bürger", sagte Lammert in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" mit Blick auf die von ihm erwarteten "neuen Beweglichkeiten" im Parteiensystem. "Durch die Digitalisierung und die daraus folgende Dominanz der elektronischen Medien gegenüber den Printmedien hat sich ein Vorrang von Schnelligkeit gegenüber Gründlichkeit auch in der politischen Berichterstattung entwickelt, von Schlagzeilen gegenüber Analysen, von Personalisierung gegenüber Sachthemen und eine grausame Dominanz der Unterhaltung gegenüber der Information."

Kritik gibt's in diesem Zusammenhang auch an der "heute-show", die Lammert als "fast ultimativen Beleg" für seine Beobachtungen ansieht. "All das, was ich gerade gesagt habe, können Sie an dem Format geradezu exemplarisch verdeutlichen." Lustig finde er die Sendung trotzdem. "Ich finde sie gelegentlich zum Brüllen komisch. Aber das Leben ist halt nicht nur komisch. Und die Politik schon gar nicht. Es darf nicht in ein solches Format verkürzt werden, was das ZDF insgesamt natürlich auch nicht tut", schränkt der Bundestagspräsident in der "Berliner Zeitung" ein. Dass sich die "Bild"-Zeitung als Außerparlamentarische Opposition zu positionieren versucht, hält Lammert indes für ein "riskantes Manöver". "Die APO, die wir in Erinnerung haben, hatte ja nur eine sehr begrenzte Lebenszeit."