Die "Welt"-Redaktion ist inzwischen in der Ullsteinhalle untergebracht. Und schenkt man dem Chefredakteur Jan-Eric Peters Glauben, so hat sich durch diesen Schritt auch gefühlsmäßig etwas verändert. "Jetzt arbeiten 120 statt 40 'Welt'-Redakteure in einem Raum von 1.000 Quadratmetern mit luftigen zehn Metern Höhe. Durch die riesigen, bodentiefen Glasfronten hat man das Gefühl, hier in Berlin mitten auf der Straße zu sein", sagte Peters in einem Interview mit "newsroom.de". "Autos und Passanten kommen quasi direkt am Schreibtisch vorbei. Das ist eine sehr lebensnahe, sehr lebendige Atmosphäre."

Der Umzug sei für die "Welt" aber auch deshalb ein großer Schritt gewesen, weil sich der redaktionelle Fokus verändert hat. Das Prinzip "Online to Print" könne man jetzt konsequent umsetzen, erklärt der Chefredakteur. "Heute denken wir unsere Themen für unsere digitalen Titel und leiten daraus unsere Tageszeitungen ab." Dabei habe die Branche die "Welt" vor zwölf Jahren noch abgeschrieben. "Heute stehen wir publizistisch und wirtschaftlich besser da als je zuvor", so Peters, der gleichzeitig betont, dass die vergangenen Jahre nicht zuletzt durch den Abbau von Stellen hart gewesen seien.

Inzwischen habe man Wettbewerber wie "SZ", "FAZ" oder die "Zeit" bei der Reichweite aber crossmedial überholen können. Dennoch rechnet Peters nicht mit einem baldigen Print-Sterben. "Ich kann da kein Ende absehen", sagte er. Die Marschroute für die Zukunft ist jedoch klar: "Wir müssen unser Denken und Arbeiten verändern, damit wir digital noch besser werden und unseren Lesern auch künftig das Richtige bieten. Die Zeitungsleser werden davon gar nichts merken, die Qualität muss erstklassig bleiben. Weil Print noch viele Jahre für die 'Welt'-Gruppe publizistisch und wirtschaftlich sehr wichtig sein wird."

Helfen sollen dabei auch prominente Journalisten wie etwa Matthias Matussek, den man gerade erst vom "Spiegel" abgeworben hat. "Gerade in der digitalen Welt spielen unwechselbare Schreiber eine wichtige Rolle", so Jan-Eric Peters gegenüber "newsroom.de". "Die richtig guten Autoren werden unabhängig vom Titel gelesen, für den sie schreiben. Wer einen Namen hat, einen eigenen Stil, der hat mit seinen Geschichten oft mehr Erfolg." Auf die Frage, bei welchen Kommentaren von Henryk M. Broder er zuletzt Magenschmerzen hatte, antwortet Peters augenzwinkernd: "Ich habe einen robusten Magen. Broder ist Broder, den muss man nehmen, wie er ist. Lieber mal ein bisschen zu viel Leidenschaft als gepflegte Langeweile."

Als wichtigen Schritt für die Zukunft sieht Peters auch den geplanten Kauf des Nachrichtensenders N24 an. Details zu den Plänen nannte der "Welt"-Chefredakteur zunächst aber noch nicht. Bewegtbild habe im digitalen Angebot aber noch gefehlt. Peters: "Wir haben natürlich auch jetzt schon Videos online und unsere Video-Redaktion mit richtig guten Leuten verstärkt. Aber ein professioneller Partner, der auch noch Livekompetenz hat, ist natürlich ein echter Gewinn für unser Angebot."