"Das Schlimmste daran, diesen Job zu verlieren, ist, dass ich nicht mehr über NBC versichert bin. Jetzt muss ich mich für Obamacare anmelden." Jay Leno war gut aufgelegt, als er am Donnerstagabend zum letzten Mal die "Tonight Show" präsentierte. Nach 22 Jahren stand der Entertainer zum letzten Mal auf der Bühne des amerikanischen TV-Klassikers - und man darf davon ausgehen, dass es diesmal auch keine Rückkehr mehr geben wird. Anders als 2009. Damals hatte Leno den Staffelstab an Conan O'Brien weitergereicht, doch weil sowohl dessen Quoten als auch die seiner eigenen Primetime-Show hinter den Erwartungen blieben, kehrte Leno doch noch einmal zurück und O'Brien sendete fortan in der Fernsehsparte weiter.


Es war bereits der zweite "Late-Night-Krieg", an dem Jay Leno beteiligt gewesen ist. Nur allzu gut haben viele Beobachter der Branche noch den Streit zwischen Leno und David Letterman vor Augen, der Anfang der 90er Jahre um die Nachfolge des legendären Johnny Carson tobte und zur Folge hatte, dass Letterman zum Konkurrenten CBS wechselte, wo er auch heute noch Abend für Abend munter vor sich hin sendet. Die besseren Quoten hatte über all die Jahre hinweg allerdings Jay Leno, weshalb man nun erst recht gespannt sein darf auf den Generationen-Wechsel, der sich bei NBC vollziehen wird. Seinen Platz überlässt der 63-Jährige nun dem 24 Jahre jüngeren Jimmy Fallon.

Mit Fallon kehrt die "Tonight Show" zugleich von Los Angeles zurück nach Manhattan, wo sie vor 60 Jahren unter Carson erstmals auf Sendung gegangen war. Auch an ihn erinnerte Leno am Donnerstag, als er zum letzten Mal an seinem Schreibtisch Platz nahm, nach mehr als 4600 Ausgaben. "Als ich angefangen habe, da war Justin Bieber noch nicht einmal geboren. Deshalb nennen wir das 'die gute alte Zeit'", scherzte Leno in gewohnter Manier und gab auch seinem Arbeitgeber noch einen mit: "Ich mag keine Abschied", sagte er und fügte schnell hinter her: "NBC schon." Im weiteren Verlauf würdigten Stars wie Oprah Winfrey und Sheryl Crow das Wirken des Moderators und sogar US-Präsident Obama ließ es sich nicht nehmen, eine Grußbotschaft zu senden.


Lenos letzter Gast war zugleich sein erster: Comedian Billy Crystal kam in die Sendung - und löste damit ein Versprechen aus Lenos erster "Tonight Show" aus dem Jahr 1992 ein. Danach wurde es emotional: Leno konnte sich die Tränen nicht verkneifen und bedankte sich für "die 22 besten Jahre meines Lebens". Als er die Sendung übernommen habe, sei im ersten Jahr seine Mutter gestorben, ein Jahr später schließlich sein Vater und sein Bruder. "Danach hatte ich praktisch keine Familie. Aber die Menschen hier wurden zu meiner Familie", so Leno, der sich stolz darauf zeigte, Präsidenten, Astronauten und Schauspieler kennengelernt zu haben. Nun sei die Zeit des Abschieds aber gekommen. Diesmal wirklich.