Die vorgelegte Bilanz der Axel Springer SE für das Geschäftsjahr 2013 ist ein Stück weit Augenwischerei, die am Ende dann aber doch auch nicht über eine nüchterne Perspektive für die Zukunft hinweg täuschen kann. Gemäß der IFRS-Bilanzierungsregeln weist das Medienhaus für das abgelaufene Geschäftsjahr nur die fortgeführten Aktivitäten aus. Herausgerechnet sind damit jene Aktivitäten, die Gegenstand der Transaktion mit der Funke Mediengruppe sind. Ebenfalls nicht enthalten sind die Aktivitäten der Ringier Axel Springer Media AG in Tschechien, deren Veräußerung im Dezember 2013 bekannt gegeben wurde. Praktischerweise müssen dementsprechend auch die Vergleichszahlen für das Geschäftsjahr 2012 um diese nicht fortgeführten Aktivitäten bereinigt werden. Das gliedert so manche früheren Sorgenkinder in der Bilanz aus den Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 aus. Und darüber hinaus will Axel Springer als „digitaler Verlag“ seine Geschäftsaktivitäten künftig in drei operative Segmenten aufteilen: Bezahlangebote, Vermarktungsangebote und Rubrikenangebote. Dazu kommt noch das Segment Services/Holding.

Der Umsatz der Axel Springer SE im Geschäftsjahr 2013 steigerte sich um 2,3 Prozent auf 2,801 Milliarden Euro. Bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte lagen die Erlöse jedoch nur noch leicht über dem Wert des Vorjahres (+ 0,2 Prozent). Zur der leicht positiven Umsatzentwicklung trug vor allem das Segment Rubrikenangebote mit einem kräftigen Umsatzzuwachs von rund 22 Prozent bei. Auch die Vermarktungsangebote legten mit einem Wachstum von 8,1 Prozent deutlich zu. Im Segment Bezahlangebote wiederum führten rückläufige Erlöse der Printmedien zu einem Umsatzrückgang von rund 3,9 Prozent. Axel Springer erwirtschaftete insgesamt im abgelaufenen Geschäftsjahr einen bereinigten Konzernüberschuss aus fortgeführten Aktivitäten in Höhe von 229,8 Millionen Euro - nach 258,6 Millionen Euro im Vorjahr. Der Konzernüberschuss aus fortgeführten Aktivitäten entwickelte sich mit 178,6 Millionen Euro (Vorjahr: 190,7 Millionen Euro) ebenfalls rückläufig.

In dem schwächelnden Segement Bezahlangebote bündelt Springer künftig alle Angebote an zahlende Leser, die digitale Medienangebote sowie Zeitungen und Zeitschriften nutzen. Während die inländischen Angebote im Wesentlichen alle digitalen und Print-Aktivitäten der „Bild“- und der „Welt“-Gruppe beinhalten, umfasst das internationale Geschäft die Medienangebote in West- und Osteuropa. Zu diesem gehören auch die Aktivitäten der Ringier Axel Springer Media AG. Die Vertriebserlöse verzeichneten einen Rückgang um 6,8 Prozent auf 759,1 Millionen Euro. Konsolidierungsbereinigt verminderten sich die Vertriebserlöse um 5,1 Prozent. Ursächlich hierfür seien sowohl marktbedingte Auflagenrückgänge bei den nationalen und internationalen Printpublikationen als auch Konsolidierungseffekte aus dem Verkauf von Zeitschriftentiteln in Frankreich. Die Werbeerlöse gingen um 1,8 Prozent; konsolidierungsbereinigt um 7,7 Prozent zurück. Das EBITDA des Segments belief sich auf 250,1 Millionen Euro nach 301,8 Millionen Euro im Vorjahr. Laut Springer trugen neben dem Umsatzrückgang vor allem der erwartete Anstieg der Restrukturierungsaufwendungen im inländischen Zeitungsgeschäft und höhere Aufwendungen für die Digitalisierung bei.

Weitaus besser lief es im Segment Vermarktungsangebote. Hier sind sämtliche Geschäftsmodelle zusammengefasst, deren Erlöse überwiegend durch Werbekunden in der reichweitenbasierten und performancebasierten Vermarktung generiert werden. Während zu den reichweitenbasierten Angeboten digitale Geschäftsmodelle wie z. B. aufeminin.com, idealo, kaufDA und Smarthouse gehören, umfasst das Performance Marketing die Aktivitäten der Zanox-Gruppe. Im Wesentlichen also keine journalistischen Produkte. Und hier brummt das Geschäft: Es gab einen Anstieg der Werbeerlöse um 8,6 Prozent auf 592 Millionen Euro. Das EBITDA des Segments erhöhte sich trotz höherer Aufwendungen für den Aufbau neuer Geschäftsmodelle um 5,4 Prozent auf 103,4 Millionen Euro.

Das letzte der drei Kernsegmente, die Rubrikenangebote, beinhalten alle Geschäftsmodelle, die ihre Erlöse überwiegend mit Stellen- und Immobilienanzeigenkunden erwirtschaften. Dies umfasst die in der Axel Springer Digital Classifieds gebündelten Online-Rubrikenportale wie SeLoger, Immonet, Immoweb.be, StepStone, Totaljobs und meinestadt.de. Und hier läuft es dann so richtig gut. Mit einem Umsatzplus von 21,9 Prozent auf 402,6 Millionen Euro erzielte dieses Segment 2013 das stärkste Wachstum. Hierzu trugen vor allem Konsolidierungseffekte durch die ganzjährige Einbeziehung von Immoweb.be, meinestadt.de und Totaljobs sowie der Neukonsolidierung der Saongroup bei. Bereinigt um diese Effekte belief sich der Umsatzanstieg auf 4,6 Prozent. Die Werbeerlöse erhöhten sich um 23,9 Prozent auf  381,9 Millionen Euro. Auch hier schlugen sich vornehmlich Konsolidierungseffekte nieder. Um diese Effekte bereinigt belief sich der Anstieg auf 5,5 Prozent. Das EBITDA des Segments legte deutlich um 22,6 Prozent auf 163,8 Millionen Euro zu.

Beim Unternehmen selbst sieht man die Bilanz optimistisch. "2013 war für Axel Springer ein Jahr des Wandels, des Umbruchs und des Aufbruchs. Soviel Veränderung war nie! Wir haben ein Jahr des Umbaus und erheblicher Zukunftsinvestitionen angekündigt und dafür auch ein rückläufiges Konzernergebnis in Kauf genommen. Der Aufbruch in die Zukunft des digitalen Journalismus ist uns gelungen, jetzt kommt es darauf an, dass wir in den nächsten Jahren diese Weichenstellungen und strategischen Entscheidungen auf dem Weg zum führenden digitalen Verlag mit voller Kraft umsetzen“, erklärt Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. Neben dem Ausbau von Bezahlangeboten im Internet und einer Erweiterung des Portfolio von Online-Angeboten durch Zukäufe kam Mitte Dezember 2013 auch noch der angekündigte Erwerb des Nachrichtensenders N24, der im Februar abgeschlossen wurde. Der Sender soll eng mit der Marke „Die Welt“ verzahnt werden.

Bei den inländischen Bezahlangeboten richtet sich das Unternehmen auf zwei Kernmarken aus: „Bild“ und „Die Welt“. Im letzten Jahr hat Axel Springer den Verkauf der inländischen Regionalzeitungen sowie der Programm- und Frauenzeitschriften an die Funke Mediengruppe bekannt gegeben. Die Umsetzung dieses Vorhabens zieht sich jedoch aufgrund kartellrechtlicher Bedenken noch hin und wird zumindest nicht exakt so wie ursprünglich angedacht, zu vollziehen sein. Dennoch habe man, so das eigene Urteil, seine wirtschaftlichen Ziele für das vergangene Geschäftsjahr „in vollem Umfang erreicht“. Was so viel bedeutet wie: Das um Sondereffekte und Effekte aus Kaufpreisallokationen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus fortgeführten Aktivitäten lag „erwartungsgemäß“ unter dem Niveau des Vorjahres. Es ging um 8,9 Prozent auf 454,3 Millionen Euro zurück.

Für das Geschäftsjahr 2014 rechnet der Vorstand von Axel Springer mit einem Anstieg der Gesamterlöse im mittleren einstelligen Prozentbereich. Er geht davon aus, dass der geplante Anstieg der Werbeerlöse und der übrigen Erlöse die voraussichtlich sinkenden Vertriebserlöse überkompensieren wird. Mit anderen Worten: Man muss das verlustreiche Geschäft mit Journalismus kompensieren. Der Vorstand strebt einen Anstieg des Konzern-EBITDA und des bereinigten Ergebnis je Aktie im niedrigen zweistelligen Prozentbereich an.