Im Rahmen eines Strategy Updates gaben RTL Group Co-CEOs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch am Donnerstag in Frankfurt einen Ausblick auf die wichtigsten Herausforderungen in den drei Kernbereichen Broadcast, Content und Digital. Dabei setzt die RTL Group im Broadcast-Bereich auf Wachstum aus drei Quellen: Neue Spartenkanäle in Europa, Einnahmen aus Verbreitung (etwa HD+ und ähnlichen Angeboten in anderen Märkten) und das mit CBS zusammen veranstaltete Programmangebot für Asien. Dort folgt Ende März der zweite Sender.



Nach dem Launch von RTL CBS Entertainment folgt am 27. März RTL CBS Extreme. In Europa hat man bereits am 11. Januar brachte man in Kroatien den frei empfangbaren Kinder- und Familiensender RTL Kockica auf Sendung. Und im Mai bekommt auch Deutschland noch einen weiteren Sender der Mediengruppe RTL Deutschland: Das im vergangenen Jahr bereits angekündigte PayTV-Programm Geo Television startet am 8. Mai und will sich als Premium-Doku-Kanal im Bezahlfernsehen etablieren.

Für die großen Free-to-air-Sender setzt die RTL Group große Hoffnungen auf die in Israel eingekaufte Casting-Show „Rising Star“. Die Sendung, bei der die Zuschauer via App über das Schicksal der auftretenden Künstler entscheiden, soll in diesem Jahr gleich auf drei Sendern der RTL Group starten: Bei RTL in Deutschland, bei M6 in Frankfreich und Antena 3 in Spanien. Einhergehend mit dem Verweis auf die nochmals gestiegenen Reichweiten von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ merkt Anke Schäferkordt auch an: Der Verkauf von TV-Werbung zu Jahresbeginn sei bereits sehr vielversprechend verlaufen. Den Ausfall von Boxkämpfen durch die politischen Aktivitäten von Vitali Klitschko sieht Anke Schäferkordt in Bezug auf quotenstarke Programmhighlights durch den Erwerb der Übertragungsrechte an den EM-Qualifikationsspielen der Nationalelf mehr als kompensiert.

Im Bereich Content, verantwortet durch die Tochter-Firma FremantleMedia, will man sich weiter diversifizieren und im Bereich der fiktionalen Programme verstärken. Dies ist auch nötig, da das Geschäft von FremantleMedia im vergangenen Jahr kein Wachstum verzeichnen konnte. Das sei auf Schwierigkeiten im europäischen Markt zurückzuführen, während die Leuchtturm-Formate wie „Got Talent“ sich weiterhin gut in neue Territorien verkaufen. Doch nach einem Jahrzehnt geprägt durch große Shows, steht derzeit fiktionale Unterhaltung hoch im Kurs.

Das habe auch FremantleMedia erkannt und im vergangenen November den dänischen Fiction-Produzenten Misofilm übernommen. Es gelang inzwischen die erste Produktion an einen US-Kabelsender (A+E) zu verkaufen. Und man hat offenbar Blut geleckt. „Derzeit schauen wir uns eine mögliche Übernahme im US-Markt an, um unsere Stellung in diesem Markt zu stärken“, kündigt Guillaume de Posch an. Details dazu gab es auf Nachfrage von DWDL.de wenig überraschend nicht. Auch die vom Branchendienst C21 spekulierte Übernahme des überwiegend britischen Produzenten-Netzwerks All3Media wollte de Posch nicht kommentieren.

Stattdessen betonten Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch u.a. die jüngst vereinbarte Zusammenarbeit mit Vice. Ohnehin wurde an diesem Donnerstagvormittag klar: Die RTL Group erhofft sich viel im Digitalen und hat längst die früher etwas zurückhaltende Position überwunden. Hier hat sich der klassische TV-Anbieter RTL in den vergangenen anderthalb Jahren durch Übernahmen und Beteiligungen an Multi-Channel-Networks näher an die jüngeren Zielgruppen herangekauft und erwartet für die Zukunft großes Wachstumspotential. „Eine dritte Generation von Sendern entsteht“, ist sich Guillaume de Posch sicher. Sie sind nicht mehr linear, dafür global ausgerichtet und trotzdem thematisch stark in der Nische.

Multi-Channel-Networks würden in Zukunft die Fernsehlandschaft ergänzen. Neben den großen Free-to-Air-Sendern und dem schon deutlich fragmentierteren PayTV-Markt gebe es nun Geschäftsmodelle für sehr individuelle Programme im Netz, die sich in Form von thematisch gebündeten Vertical Networks auch erfolgsversprechend vermarkten ließen. Dies ist für die RTL Group der wesentliche Wachstumspunkt im Digitalen. Dazu kommt jedoch auch ein Ausbau des CatchUp-TV-Angebots. Hier will man die selbst aufgebauten Plattformen neuen Vertriebspartnern, etwa Kabelnetzbetreibern oder HD+, zur Verfügung stellen.

Auf einen möglichen Start von Netflix in Deutschland reagiert Anke Schäferkordt auch an diesem Donnerstagmorgen so gelassen wie zuletzt im DWDL.de-Interview zum gleichen Thema. Der SVoD-Markt sei immer noch sehr klein und Netflix nicht der erste Anbieter in diesem Segment in Deutschland. Darüber hinaus stelle Netflix eher für PayTV-Angebote als FreeTV-Sender eine Konkurrenz dar.

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