Über Wochen hinweg wurde hinter den Kulissen gerungen, nun gibt es im Streit um die Verlängerung des Box-Vertrags eine Entscheidung - bei der allerdings nicht die Quote im Vordergrund stand. Der zum Jahresende auslaufende Vertrag mit dem Sauerland-Boxstall wird nicht verlängert - zumindest nicht in seiner bisherigen Form, wie die ARD am Montag mitteilte. Als Grund für die Entscheidung wird werden die "enger werdenden Perspektiven im Sportrechteetat" genannt, doch das ist mit Blick auf die hinter den Kulissen tobenden Auseinandersetzungen wohl nur die halbe Wahrheit.

"Wir blicken auf eine sehr gute langjährige Zusammenarbeit mit dem Sauerland-Boxstall zurück, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Hervorragende Einschaltquoten, populäre Boxsportler sowie spannende und faire Kämpfe haben die gemeinsame Zeit geprägt", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. "Doch bei zunehmend eingeschränkten finanziellen Rahmenbedingungen müssen wir uns in verschiedenen sportlichen Bereichen leider einschränken." Bei der letzten Vertragsverlängerung vor vier Jahren hatte Herres noch den "Integrationsfaktor" des Boxens herausgestellt und auf die guten Quoten bei den jüngeren Zuschauern verwiesen.

Zuletzt hatte der Anfang April ausgestrahlte Boxkampf von Jürgen Brähmer bei den 14- bis 49-Jährigen allerdings nur 7,5 Prozent Marktanteil erzielt - vor allem die Älteren konnten sich für den Fight begeistern. Mit mehr als drei Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von über 18 Prozent lag der Brähmer-Kampf deutlich oberhalb der Quoten, die der Sender für gewöhnlich um diese Uhrzeit erreicht. Wie es generell mit dem Boxsport in der ARD ab 2015 weiter gehen soll, wollen die Intendantinnen und Intendanten im Spätsommer intern und auch gemeinsam mit den zuständigen Gremien der ARD-Landesrundfunkanstalten beraten.

Unumstritten waren die erfolgreichen Box-Übertragungen allerdings nie. Vor allem die WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi hatte sich zuletzt immer wieder für ein Ende stark gemacht. Das Ziel beim Profiboxen, den Gegner bis zur Wettkampfunfähigkeit zu schlagen, ist mit den Anforderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht zu vereinbaren", sagte sie kürzlich und betonte, die Quote könne für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "nicht das entscheidende Kriterium" sein. Entsprechend zufrieden kann Hieronymi mit der nun getroffenen Entscheidung sein. Schon bei der letzten Vertragsverlängerung hatte der WDR-Rundfunkrat klargestellt, dass man nicht beabsichtige, in Zukunft seine Zustimmung für den Abschluss eines weiteren Profi-Boxsportvertrags zu erteilen.

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