Drei Tage liegt der Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest zurück. Seither wurde in ganz Europa viel über die Gewinnerin diskutiert. Darunter mischte sich allerdings auch Kritik an der deutschen Jury-Entscheidung. Während die Zuschauer hierzulande Conchita Wurst auf den ersten Platz wählten, konnte sich die Jury um Rapper Sido nur für Rang 11 durchringen und hätte der späteren Siegerin somit ohne Stimmen aus dem Televoting keinen Punkt zukommen lassen.

Sido und seine Kollegen Andreas Bourani, Madeline Juno, Konrad Sommermeyer und Jennifer Weist hatten also ebenso wenig für Conchita Wurst übrig wie die Juroren in Aserbaidschan oder Weißrussland. Stattdessen sahen sie im dänischen Vertreter den Favoriten des Wettbewerbs, wie aus den nun erstmals veröffentlichten Einzelstimmen hervorgeht. Die deutsche Jury, insbesondere aber Madeline Juno, sah sich daraufhin teils wüsten Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken ausgesetzt.

Das stößt auch dem ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sauer auf. "Die Art und Weise, wie in sozialen Netzwerken sowohl die Siegerin Conchita Wurst als auch unter anderem deutsche Jurymitglieder behandelt werden, ist nicht akzeptabel", sagte er auf Anfrage des Medienjournalisten Stefan Niggemeier. "Eine Drohung bei Facebook gegen die ESC-Gewinnerin ist ebenso wenig hinzunehmen wie das unflätige Beschimpfen der deutschen Jurymitglieder für ihre Wahl. Alle Jurymitglieder sind, unabhängig vom Lebensalter, Größen in der deutschen Popmusik und können erwarten, für ihr Urteil mit einem Mindestmaß an Respekt und Anstand behandelt zu werden."

Weiter sagte Schreiber: "Wenn der Sieg von Conchita Wurst als ein Zeichen der Toleranz in Europa betrachtet wird, ist es eine Selbstverständlichkeit, dem Urteil der 'music industry professionals' dieselbe Toleranz entgegenzubringen." Eine Möglichkeit zur Absprache der Juroren habe es nicht gegeben, betonte der Unterhaltungskoordinator und berweist darauf, dass alle Sitzungen unter notarieller Aufsicht stattfinden. Dass die diesjährige Jury die Vorgabe der Eurovision, ein breites Altersspektrum abzudecken, nicht erfüllte, sieht auch Schreiber. Doch er sagt: "Ältere von uns angesprochene Künstler standen dieses Jahr leider nicht zur Verfügung, wir haben es aber natürlich versucht."

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