Die Geschichte des Pay-TV in Deutschland wird schon lange geschrieben, doch nachhaltige Erfolge kann die Branche erst seit wenigen Jahren verzeichnen. Das Ende eines sehr langen Leidens wird seit etwa zwei Jahren durch wiederholte Erfolgsmeldungen aus dem PayTV-Segment kompensiert. Die Botschaft wiederholt sich meist: Pay-TV sei im Mainstream angekommen. Für das vergangene Jahr ermittelte der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) im deutschen Markt immerhin schon 6,4 Millionen Abonnenten, die Anzahl der verfügbaren Pay-TV-Kanäle in HD hat sich binnen drei Jahren auf 73 Sender verdoppelt und der Umsatz der gesamten Pay-TV-Branche lag im zurückliegenden Geschäftsjahr 2013 erstmals bei über zwei Milliarden Euro, wie Frank Giersberg am Dienstag bei einem Pressegespräch in München verriet. Er ist Leiter Marktentwicklung beim VPRT, der zum zweiten Mal eingeladen hatte, um ein Update zur Entwicklung des Pay-TV in Deutschland zu geben. Vorgestellt wurde die Studie „Pay-TV in Deutschland 2014“ und gekommen war beinahe alle Marktteilnehmer von Rang und Namen, um einen persönlichen Blick auf die Marktentwicklung zu gewähren.

Doch es waren weniger die Zahlen als die Zwischentöne, die von Interesse waren. Marcus Ammon konnte nach Jahren der Ankündigungen mit den Koproduktionen von „100 Code“ und „Diabolik“ den Einstieg von Sky Deutschland in die Eigenproduktionen vermelden. Eine von Sky lange erwartete Entscheidung. Auch Marco de Ruiter von Fox betonte: „Der nächste Schritt ist die fiktionale Eigenproduktion“. Und Turner-Manager Hannes Heyelmann kündigte für Ende Oktober, Anfang November den Drehstart der zweiten eigenproduzierten Serie von TNT Serie an, die weitaus aufwändiger werde als „Add a friend“. Hauptdarsteller seien schon gefunden, aber da die Tinte noch nicht trocken sei, gebe es noch keine Details. Abseits der fiktionalen Eigenproduktion nutzte Gottfried Zmeck die Gelegenheit und kündigte für den Heimatkanal ein neues Format mit Ottfried Fischer an - in der Tradition von „Otties Schlachthof“. Katharina Behrends hatte erst vergangene Woche mit der Verleihung des bereits 15. Shocking Shorts Awards im Rahmen des Filmfest München wieder bewiesen, wie lange NBC Universal auch lokal im deutschen Markt agiert.

Selten war die Botschaft so laut und klar: Pay-TV trägt als dritte Säule neben den Öffentlich-Rechtlichen und dem werbefinanzierten FreeTV auch inhaltlich zum deutschen Fernsehen bei - mit eigenen Produktionen und einem immer schnelleren Import von US-Ware. "Man kann dem Zuschauer nicht mehr erklären warum eine Serie zwei Monate nach dem US Start noch nicht in Deutschland verfügbar ist“, erklärt Fox-Chef de Ruiter. Wichtig sei deshalb auch eine Plattform wie Sky Go, die für ihn inzwischen so wichtig geworden sei wie das lineare Fox-Programm. Die nonlineare Nutzung sei ein spannendes Thema, hieß es von fast allen Beteiligten. Den Namen Netflix nahm beim Pressegespräch in München allerdings niemand in den Mund. Turner-Mann Heyelmann beruhigt dennoch vorsorglich und voller Zuversicht: „SVoD wird das Pay-TV-Wachstum nicht stoppen.“

Das Wachstum sei auch deshalb möglich, weil die Kündigungsraten beispielsweise bei Sky auf einem selbst im internationalen Vergleich „sensationell niedrigen Level“ lägen. Wurde früher jedes Wachstum durch neuabgeschlossene Abos durch zu viele Kündigungen aufgefressen, so signalisiere die stark gesunkene Kündigungsrate eine nie da gewesene Zufriedenheit mit dem Pay-TV-Angebot. Vor diesem Hintergrund sieht Katharina Behrends im Jahr 2020 sogar jeden dritten deutschen TV-Zuschauer als Abonnenten. Für sie gehe es jetzt um „next level Pay-TV“ - inhaltlich, in der Verbreitungsfrage und auch in Sachen Vermarktung. Schließlich erhoffen sich die meisten Pay-TV-Betreiber in den kommenden Jahren auch ein Stück vom Werbekuchen. Eine kurzfristigere Zukunftsprognose formuliert Sky-Kollege Ammon, der bis Jahresende mehr als vier Millionen Abonnenten bei Sky erwartet - ein realistisches Ziel. Auch etwas, was dem Pay-TV in Deutschland zu lange fehlte.