Mit 31,79 Millionen Zuschauern ist das am Dienstag in der Halbzeit-Pause des Deutschland-Spiels ausgestrahlte verkürzte "heute-journal" nun die zweitmeistgesehene Sendung aller Zeiten im deutschen Fernsehen. Ob das ZDF darauf stolz sein sollte, steht aber nochmal auf einem anderen Blatt. So gab es direkt während der Ausstrahlung Kritik an der Sendung. Obwohl sie fußball-bedingt an solchen Abenden nur elf statt 30 Minuten dauert, also nur wenig mehr als ein Drittel der regulären Sendezeit zur Verfügung steht, sah es die Redaktion als geboten an, etwa ein Viertel davon darauf zu verwenden, zu Reporter Andreas Wunn vor dem Stadion zu schalten.

Der wusste zu berichten, dass die Stimmung in Brasilien angesichts der 0:5-Niederlage nicht besonders gut ist und sollte zudem darüber spekulieren, ob es denn zu Ausschreitungen kommen könnte. Wichtige Erkenntnisse gab es nicht. Und nicht nur wir stellten auf Twitter fest: "Ach komm, @ZDF, entweder richtig "heute journal" oder gleich rüber zu Oliver&Oliver geben." Tatsächlich stellt sich die Frage: Wenn das ZDF in der Halbzeit über Fußball berichten will, warum lässt sie es nicht das Fußball-Team machen, das genau dafür in Brasilien steht? Sie hätten womöglich sogar etwas über das Spiel sagen können und nicht nur über wenig überraschend unglückliche Brasilianer.

Besonders unglücklich wirkte aber auch die Platzierung innerhalb der Sendung. Aufgemacht hatte das ZDF immerhin mit der sich zuspitzenden Situation in Israel. Nach einem kurzen Schaltgespräch mit dem Korrespondenten Christian Sievers führte Kleber die Sendung ohne Überleitung mit der Schalte zu Wunn fort. Stefan Niggemeier kommentierte auf Twitter: "Im heute-journal verblasst der Krieg in Nahost gegen das Drama in Brasilien." Wörtlich liest sich der Übergang so, wie Niggemeier aufgeschrieben hat: "Dankeschön, Christian Sievers. Und wir haben inzwischen unseren Südamerika-Korrespondenten, der ständig dort ist, Andreas Wunn, an einem Schaltpunkt vor dem Stadion in Belo Horizonte, er ist aus dem Stadion herausgekommen. Andreas, so hatte niemand den Verlauf der ersten Halbzeit erwartet. Wie reagiert darauf Brasilien jetzt im Stadion, was haben Sie da erlebt, und was wird daraus werden in der Nacht von Brasilien nach dem Spiel, wenn es so weitergeht, noch ist es nicht vorbei."

Noch in der Nacht hat sich der inzwischen ebenfalls bei Twitter aktive Claus Kleber der Kritik gestellt und seine Follower gefragt: "Umstritten. War es richtig, im Halbzeit-#heutejournal zu unserem Korresp. im Land zu schalten? Was wird nun mit BRA? Nach der Kritik zuvor?" Nun hat er die Entscheidung für die Schalte nach Belo Horizonte verteidigt, räumte zugleich aber eine unglückliche Überleitung ein. Bei Twitter schreibt er: "Denke, es war richtig, aber Kurve zu hart. Bekam während ISR-Schalte aufs Ohr, dass BRA-Schalte steht. Stress. Sorry."