"Die ATV Privat TV GmbH & Co KG erklärt hiermit die Beendigung der Mitgliedschaft im Verband Österreichischer Privatsender mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund", mit diesen Worten eröffnet ATV-Chef Martin Gastinger seinen Offenen Brief, gerichtet an den VÖP-Vorsitzenden Klaus Schweighöfer. Gastinger, bislang zweiter Stellvertreter von Schweighöfer, erklärt in dem Brief, wieso ATV seine Mitgliedschaft beendet. So verfolge der VÖP "keine Arbeit mehr im Sinne des Vereinszwecks". 

Konkret wirft der ATV-Chef dem VÖP vor, nur noch die Interessen der ProSiebenSat.1-Gruppe zu verteten, zu der in Österreich auch der Sender Puls 4 gehört. Besonders deutlich sei das bei der Forderung nach einer plattformunabhängigen Must-Carry-Regelung gewesen: ATV will diese Regelung seit Längerem, um österreichische Privatsender gegenüber den deutschen besser zu schützen. Der VÖP sei "auf Drängen der erwähnten Sendergruppe" allerdings nicht tätig geworden. Dass sich ProSiebenSat.1 gegen die Regelung einsetzt, überrascht nicht: Puls 4 hätte davon zwar profitiert, ProSieben und Sat.1 aber nicht. Und vor allem die zwei letztgenannten Sender bescheren der Unternehmensgruppe gute Quoten - und hohe Werbeeinnahmen. 

Martin Gastinger kritisiert darüber hinaus, dass andere Themen, "die ausschlielich die Sendergruppe ProSiebenSat.1 Puls 4 betreffen", regelmäßig und ausführlich behandelt werden würden. "Statt sich darauf zu konzentrieren seine Mitglieder zu fördern und zu unterstützen, hat sich die Arbeit des Vereins nunmehr auf mediale Auseinandersetzungen mit dem ORF reduziert." Tatsächlich schießt der Verein regelmäßig gegen alle möglichen Projekte des ORF. Der Dauerstreit gehört in der österreichischen Medienlandschaft inzwischen zum Alltagsgeschäft. 

Eine weitere Mitgliedschaft im VÖP sei daher "nicht mehr tragbar", so Gastinger. Man habe den Verband in der Vergangenheit immer wieder darum gebeten, "seinen derzeit eingeschlagenen Weg zu korrigieren" - passiert sei aber nichts. ATV-Eigentümer Herbert Kloiber drohte in der Vergangenheit bereits mit einem Ausstieg aus dem VÖP. Mit ATV verlässt Österreichs ältester Privatsender den VÖP - ein schwerer Schlag für den Verein und ein Imageverlust. Der Verein vertritt jetzt neben Servus TV und Sky Österreich noch vier Sender von ProSiebenSat.1 - Puls 4, Sixx, ProSieben und Sat.1. Hinzu kommen zahlreiche regionale Sender sowie lokale und nationale Radiokanäle. 

Beim VÖP bedauert man den ATV-Ausstieg aus dem Verbund: "Es ist immer schade, wenn ein Mitglied nicht mehr dabei sein möchte", sagte VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm der APA. Auf der nächsten Vorstandssitzung werde man sich "ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen". Man werde ATV eine Stellungnahme schicken, "aber nicht in einer öffentlichen Form via Aussendung", so Durm. "Wie in unserem Verband üblich, machen wir das in direktem Kontakt."

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