Netflix-CEO und Co-Gründer Reed Hastings hatte eine kurze Nacht. Am Montagabend feierte das Unternehmen noch seinen Start in Frankreich mit einer großen Party in Paris. Schon am Dienstagmorgen um 8 Uhr war er jedoch in Berlin zu Gast beim „Morgenmagazin“ im ZDF. It’s showtime und Hastings ein PR-Profi. Ginge es nach ihm und Netflix, dann gäbe es an diesem Launchtag nur eine Botschaft: Testen Sie uns doch einfach kostenlos! Das setzt sich auch auf der Website von Netflix fort, wo potentielle Kunden nur dann Informationen zum inhaltlichen Angebot oder den Preisen erhalten, wenn sie sich registrieren. Netflix will Neugier gleich in registrierte Kunden umsetzen. Eine riskante Taktik.

Exklusive Serien-Highlights zum Launch sind, wie bereits berichtet, die Gefängnisserie „Orange is the new black“ mit zwei Staffeln, die von Netflix fortgesetzte US-Serie „The Killing“ sowie die ersten beiden Staffeln von „House of Cards“. Dazu kommen auch die Deutschland-Premieren der eingekauften US-Serien „Fargo“, „From dusk til dawn“ und „Penny Dreadful“. Die Serien sind sowohl im englischen Original als auch deutscher Synchronfassung verfügbar. Neben einem breiten Angebot an US-Ware sind auch deutsche Serien wie „Pastewka“, „Weissensee“, „Mord mit Aussicht“ oder „Der Tatortreiniger“ verfügbar.

Auch die Preise entsprechen den vorab spekulierten Konditionen. Netflix bietet drei Tarife an, die nach dem kostenlosen Testmonat via Kreditkarte, Paypal oder Banzeinzug bezahlt werden können: Für 7,99 Euro im Monat gibt es das Einstiegsangebot für die Nutzung auf einem Gerät in SD-Qualität. Für 8,99 Euro sind alle Inhalte in HD auf zwei Geräte gleichzeitig nutzbar und für 11,99 Euro sind vier Geräte gleichzeitig mit einem Account nutzbar. Beim teuersten Angebot sollen auch einige Inhalte in Ultra HD verfügbar sein. Vertragslaufzeiten gibt es nicht - die Kündigung ist monatlich möglich.

Bemerkenswert war in den vergangenen Monaten das große Interesse der Publikumsmedien am Start von Netflix in Deutschland, schließlich kommt der US-Anbieter mit seinem Angebot vergleichsweise spät. Vor mehr als acht Jahren starteten in Deutschland die Angebote Maxdome (von ProSiebenSat.1) und Videoload (Telekom). Sogenanntes Subscription-Video-on-demand (SVoD) gab es in Deutschland bereits, da ist Netflix noch gar nicht in dieses Geschäft eingestiegen. Dass der späte Netflix-Launch in Deutschland dennoch eine so große Aufmerksamkeit bekommt, liegt an hohen Erwartungen und Hoffnungen vieler Serienfans, dass US-Serienware nun schneller nach Deutschland kommen könnte.

Gleichzeitig wurde der große US-Erfolg von Netflix, ohne Unterschiede in den Märkten zu berücksichtigen, voreilig auf Deutschland projiziert. Der Markteintritt bei uns gilt deshalb manchen Marktbeobachtern als unmittelbare Bedrohung des Geschäftsmodells linearer Fernsehanbieter. Dabei sind Anbieter non-linearer SVoD eben schon seit mehr als acht Jahren bei uns aktiv. Auch sie haben sich jedoch vor dem Netflix-Start noch einmal aufgehübscht. Der US-Anbieter bringt also Bewegung in den Markt. Allerdings nicht, weil Netflix etwas Neues ist, sondern Bekanntes clever verpackt wurde - wozu auch der große Launch-Event mit allen Netflix-Führungskräften und den „Orange ist the new black“-Stars am Abend in Berlin zählt.