In den vergangenen Tagen sind bereits zahlreiche Mauerfall-Dokus gezeigt worden. Der National Geographic Channel hat sich für eine Reportage zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls David Hasselhoff geschnappt und ihn auf Berlin-Reise geschickt. Herausgekommen ist eine nette Dokumentation ohne großen Erkenntnis-Gewinn, die aber durchaus ihre Berechtigung im deutschen Fernsehen hat. 

"Warum ausgerechnet David Hasselhoff?", mögen sich Kritiker denken. Na klar, Hasselhoff sang an Silvester 1989 seinen Hit "Looking for Freedom" an der Berliner Mauer und wurde damit zu einem von vielen Gesichtern des Mauerfalls. Aber sonst? Zuletzt machte der abgehalfterte Popstar eher damit Schlagzeilen, dass er betrunken auf dem Boden liegt und dabei versucht einen Burger zu essen. Doch Hasselhoff verbindet mehr mit Berlin und der Mauer als sein kurzer Auftritt an jenem 31. Dezember 1989. 

Der US-Amerikaner ist selbst einmal in Ost-Berlin gewesen und wurde an der Grenze von Ost-Soldaten gefilzt. Für den aufstrebenden Superstar aus den Staaten war das damals eine komische Situation, wie er sowohl in der Doku als auch in einem Telefon-Interview mit mehreren Journalisten sagt. Die Grenzer hätten ihn erkannt, aber keine Miene verzogen. Immer wieder betont Hasselhoff, dass er nicht die Mauer zum Einsturz gebracht habe. Was in Deutschland nach Überheblichkeit klingt, muss für andere Menschen auf dieser Welt genau so gesagt werden. In den USA machen sich viele Leute über Hasselhoff lustig und behaupten, der ehemalige "Baywatch"-Star halte den Mauerfall für seinen eigenen Verdienst. 

Das ist er nicht - und Hasselhoff weiß das. Er weiß auch, dass es Leute gibt, die sich deshalb über ihn lustig machen. Aber es scheint, als sei ihm das egal. Als läge ihm wirklich etwas an Berlin und seiner Geschichte. "Einige Leute tun so, als hätte ich etwas mit dem Mauerfall zu tun, das stimmt nicht. Ich habe nur dieses Lied über Freiheit gesungen", sagt Hasselhoff. Der Auftritt an der Mauer sei für ihn so etwas wie Woodstock gewesen.

Inhaltlich bringt die Doku von National Geographic keine neuen Erkenntnisse ans Tageslicht. Zunächst wird kurz die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg erklärt, dann geht es um den Bau der Mauer sowie deren stetige Aufrüstung. Hasselhoff besucht DDR-Flüchtlinge, die ihm ihre Geschichten erzählen. Sie haben sich aus der Luft, unter der Erde oder mit einem gepanzerten Bus aus der DDR befreit. Es sind Einzelschicksale, die bewegen, die so aber auch schon häufig erzählt wurden. 

Und dennoch hat die Doku ihre Berechtigung. "Viele wissen einfach nicht, was hinter der Mauer passiert ist, nicht einmal in West-Berlin", sagt Hasselhoff im Telefon-Interview mit Journalisten. Das gilt wohl vor allem für die Menschen, die nach 1989 geboren sind und die Mauer nicht mehr erlebt haben. "Sie müssen das sehen und sich erinnern", warnt Hasselhoff eindringlich. Die Vergangenheit dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb hofft er, dass die Doku in Schulen gezeigt wird. Und genau in diese Nische passt die Doku hinein: Ein Format, das wenig bis kein Vorwissen bei seinen Zuschauern voraussetzt, ist ideal, um junge Menschen zu erreichen. Die Schüler mögen zwar nicht genau wissen, was da mit Berlin und der Mauer war, aber David Hasselhoff - den kennen sie doch irgendwoher. Daher ist er auch der richtige Botschafter für diese Reportage. 

Manchmal blitzt in der Dokumentation das zweifelhafte Selbstverständnis Hasselhoffs auf. So fragt er etwa einen DDR-Flüchtling, ob er Soldaten erschossen hätte, wenn sich diese in seinen Weg gestellt hätten. Als der mit "Natürlich!" antwortet, muss Hasselhoff gar nicht lange überlegen und sagt: "Fantastisch!". Für Schulklassen bietet die Doku also auch streitbare Diskussionsthemen. 

Im vergangenen Jahr nahm Hasselhoff an einer Demonstration gegen den Teilabriss der ehemaligen Mauer an der East Side Gallery in Berlin teil. Für einige Kritiker mag sich das wie ein billiger PR-Gag anhören. Wer aber Hasselhoff im Interview reden hört, bekommt das Gefühl, dass es ihm wirklich wichtig ist, dieses Stück Geschichte zu erhalten. Und das nicht nur, weil es für Deutschland wichtig ist: "Auch 25 Jahre nach dem Mauerfall ist 'Looking for Freedom' ein wichtiger Song für die Menschen in der Ukraine, in Syrien, im Irak und im Iran." 

National Geographic Channel zeigt die Dokumentation "David Hasselhoff - 25 Jahre Mauerfall" am Sonntag, den 9. November, ab 22 Uhr.