Eine starke Bilanz: Ein Deutscher Fernsehpreis, zwei Deutsche Comedypreise, drei Nominierungen und im vergangenen Jahr beim vierten Anlauf auch eine Auszeichnung beim Grimme-Preis. Für ihre detailgetreuen Parodien bekamen auch Michael Kessler und Max Giermann persönlich einen sowie Martina Hill sogar zwei Deutsche Comedypreise. Die ProSieben-Comedy „Switch reloaded“ war über mehrere Jahre hinweg gleichzeitig Kritiker- und Publikumsliebling. Im Herbst 2012 rutschten die Einschaltquoten der sechsten Staffel unter den Sender-Durchschnitt.

Ein Auftrag für eine weitere Staffel blieb aus. ProSieben-Geschäftsführer Wolfgang Link machte Ende 2012 jedoch Hoffnungen: „Wir müssen uns fragen, ob wir uns in Zukunft weiter sehr evolutionär entwickeln sollten oder vielleicht radikaler sein sollten und eine Revolution brauchen. Also wie kann man die Sendung erneuern? Ein Special wie das zu ‚Wetten, dass..?‘ hat da vielleicht den Weg gezeigt“, sagte er im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de.



Genau dieser Weg brachte im März 2013 zwar den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung für eben jenes „Wetten, dass..?“-Special - mehr allerdings nicht. „Switch reloaded“ ist seitdem verschwunden wie der einst von 1997 bis 2000 ausgestrahlte Vorgänger „Switch“ auch. Gerade noch gefeiert und plötzlich nicht mehr im Gespräch. "Es gibt für alles eine Zeit“, sagt Christoph Körfer, stellvertretender ProSieben-Geschäftsführer heute, beinahe zwei Jahre nach der letzten Erstausstrahlung, auf Anfrage von DWDL.de. „‚Switch reloaded' hat uns und unseren Zuschauern jahrelang viel Spaß bereitet - zuletzt mit Spezialausgaben zu 'Wetten, dass..." oder zum Dschungel. Konkrete Pläne für ein neues Spezial gibt es zur Zeit nicht.“ Obligatorisch folgt die Relativierung: „Das heißt aber nicht, dass sich das in der Zukunft nicht ändern kann."

"Die von mir sehr geschätzte Sendung fällt also offensichtlich immer wieder in eine Art Dornröschenschlaf"

Michael Kessler


Niemand würde sich aus naheliegenden Gründen mehr darüber freuen als die Produktionsfirma Eyeworks, die das Format gerade erst zur 6. Staffel von der Hurricane Fernsehproduktion geerbt hatte. Auch dort haben wir nachgefragt. „Wenn es nach uns ginge, würden wir ‚Switch reloaded‘ lieber gestern als heute aus seinem ‚Dornröschenschlaf‘ wecken“, erklärt Bernd von Fehrn, Creative Director bei der Produktionsfirma Eyeworks, wenig überraschend. „Soll heißen, dass ‚Switch reloaded‘ für uns definitiv nicht gestorben ist, sondern sich in einer eher unfreiwilligen Ruhepause befindet. Unser Eindruck ist zudem, dass auch seitens der großartigen ‚Switch reloaded‘-Künstler immer noch großes Interesse an dem Format besteht.“ Eine Annahme, die bei einem so großen Ensemble sicher auf manches Mitglied zutrifft.

Das Koordinieren eines so großen Ensemble macht eine Zukunft von „Switch Reloaded“ jedoch nicht einfacher. Mancher ist längst mit anderen Projekten beschäftigt. Michael Kessler beispielsweise. „Ich hatte vor ‚Switch reloaded‘ im Jahr 2007, sieben Jahre nichts von ‚Switch‘ gehört. Die von mir sehr geschätzte Sendung fällt also offensichtlich immer wieder in eine Art Dornröschenschlaf“, sagt Kessler dem Medienmagazin DWDL.de und gewinnt der Auszeit etwas Gutes ab. „Dadurch kann das Format aber - trotz der unendlich vielen Wiederholungen - ein bisschen verschnaufen und ich kann mich auf so wunderbare Projekte, wie ‚Kesslers Expedition‘ und ‚Kessler ist…‘ konzentrieren.“ Von Wiederholungen bei Sat.1 einmal abgesehen, scheint ProSieben neben „Stromberg“ mit „Switch reloaded“ den zweiten eigenproduzierten Comedy-Klassiker des vergangenen Jahrzehnts verloren zu haben.

ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media lässt sich davon nicht beirren. Dort lebte „Switch reloaded“ auch anderthalb Jahre nach dem TV-Aus noch weiter. Durch das Werbekunden-Screening im Sommer diesen Jahres führte neben Christoph Maria Herbst als Bernd Stromberg einmal mehr Max Giermann in seiner "Switch reloaded"-Paraderolle als Stefan Raab.