Wer kennt sie nicht, die schönsten Bahnstrecken Deutschlands, die lange Zeit mitten in der Nacht gesendet wurden? Abgesehen davon, dass sich das Format gut als Füllprogramm eignete, dürfte es manchem Zuschauer als Mittel zur Entschleunigung gedient haben. Ganz ähnliche Absichten hat auch der Bildungskanal ARD alpha, der im kommenden Jahr ein sogenanntes "Slow-TV-Format" ins Programm nehmen wird. Unter dem Titel "Mora", das lateinisch ist und mit "Verzögerung" oder "Aufenthalt" übersetzt werden kann, will ARD alpha eigenen Angaben zufolge "einen Kontrapunkt zur permanenten Beschleunigung des Alltags setzen".

In den drei jeweils einstündigen Folgen soll es übergeordnet um die Themen Arbeit und Zeit gehen. Der inhaltliche Fokus liegt dabei auf der Darstellung von Genauigkeit und Details bei Arbeitsprozessen. Das Experimentalformat, wie es der Sender selbst bezeichnet, soll bewusst "mit der Konvention künstlicher Aufgeregtheit in Bildsprache und Schnitttechnik brechen, ohne den Zuschauer zu unterfordern oder zu langweilen". Gezeigt wird "Mora" übrigens bewusst zur besten Sendezeit - mit dem Ziel, speziell jene Menschen zu erreichen, die den Fernseher vor allem zur Entspannung einschalten.

Die ersten drei Folgen laufen allerdings an keinem regulären Arbeitstag, sondern im Rahmen des Osterprogramms. Anfang April wird "Mora" am Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag jeweils um 20:15 Uhr bei ARD alpha ins Programm genommen. Der Sender orientiert sich dabei an einem ähnlichen Konzept, das der norwegische Rundfunk NRK bereits vor einigen Jahren ausprobierte. Über Stunden beziehungsweise Tage hinweg hatte NRK damals malerische Bahn- und Schifffahrten durch das Land gezeigt - und dabei auf Bildschnitt oder Kommentierung verzichtet.