Es mutet schon reichlich kurios an: Für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro erwarb Be In Sport die weltweiten Fernsehrechte an den jeweils kommenden beiden Handball-Weltmeisterschaften der Männer und Frauen. Ein hoher Preis dafür, dass die Tochtergesellschaft des katarischen Fernsehriesen Al Jazeera diese Rechte ganz offensichtlich gar nicht komplett nutzen möchte. Obwohl das erste WM-Spiel bereits Mitte Januar angepfiffen wird, hat sich in Deutschland noch immer kein Sender gefunden, der den Wettbewerb übertragen wird - dabei haben ARD und ZDF in den vergangenen Monaten immer wieder ihr Interesse bekundet.

Nun haben die öffentlich-rechtlichen Sender angekündigt, auf eine Übertragung der Handball-WM in Katar verzichten zu müssen. Zwar habe die Sportrechteagentur SportA ein "marktgerechtes Angebot" fristgemäß abgegeben, doch eine Antwort durch Be In Sport sei erst am Montag erfolgt. Auf deren Basis könnten jedoch keine Verhandlungen aufgenommen werden, teilten ARD und ZDF nun verbittert mit. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz hatten sich bereits Ende November reichlich irritiert vom Vorgehen des Rechteinhabers gezeigt und betont, dass die Zeit inzwischen drängt (DWDL.de berichtete).

Nun ist es zu spät. "Da wir trotz wiederholter Aufforderungen erst gestern eine nicht akzeptable Antwort auf unser Angebot erhalten haben, müssen wir von einer großflächigen Übertragung der Handball-WM in unseren Programmen Abstand nehmen", sagte Balkausky am Dienstag. "Programmplanerisch müssen wir jetzt die Sendeplanung für Januar 2015 final festlegen. Gleichzeitig ist hinsichtlich Organisation und Logistik ein Zeitpunkt erreicht, an dem nicht mehr gewährleistet ist, dass Live-Übertragungen aus Katar in der von ARD und ZDF gewohnten Qualität garantiert werden könnten."

Ähnlich ernüchtert klingt auch sein Kollege vom ZDF. "Wir bedauern, dass wir von diesem Großereignis in einer bei den deutschen Fernsehzuschauern beliebten Sportart aufgrund der mangelnden Gesprächsbereitschaft und der Nichteinhaltung bereits vor Monaten gegebener schriftlicher Zusagen seitens des Rechtegebers nicht werden berichten können", sagte Dieter Gruschwitz und ließ ausrichten, Handball werde auch weiterhin einen "festen Programmplatz im Sportangebot von ARD und ZDF haben". Den Fans der deutschen Nationalmannschaft hilft das freilich erst mal nicht weiter. Man werde sich jedoch "um die Möglichkeit der nachrichtlichen Berichterstattung" in aktuellen Sendungen bemühen.

Allzu viele Alternativen zu den Öffentlich-Rechtlichen gibt es mit Blick auf eine Übertragung aus Katar indes nicht. Der Sportsender Sport1 zeigt zwar grundsätzlich Interesse, doch ein Sprecher betont: "Sport1 stand und steht für Gespräche jeder Art zur Verfügung. Diese haben allerdings bislang noch nicht stattgefunden." ProSiebenSat.1 hat noch dazu ebenso wenig Interesse wie RTL, das 2009 schon einmal die Handball-WM im Programm hatte und damit gute Quoten verzeichnete. Nach dem zuletzt häufig enttäuschenden Abschneiden der deutschen Handballer hat das Interesse des Publikums allerdings deutlich nachgelassen.