Auch wenn mit Nico Rosberg bis zum Schluss ein deutscher Formel-1-Pilot Chancen auf den Weltmeister-Titel hatte, ist man bei RTL nicht rundum zufrieden mit der gerade erst zu Ende gegangenen Saison. Kein Wunder: So schlechte waren die Quoten seit 20 Jahren nicht - brachten es die 19 Rennen im letzten Jahr im Schnitt noch auf 5,28 Millionen Zuschauer, so wurden diesmal nur noch 4,36 Millionen gezählt. Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre hat sich damit also noch einmal auf beinahe schon dramatische Weise beschleunigt. Da ist es vermutlich nur ein schwacher Trost, dass der Marktanteil im Schnitt nach wie vor noch bei mehr als 30 Prozent lag.

"Natürlich beschäftigt uns der rückläufige Zuschauertrend", betonte RTL-Sportchef Manfred Loppe schon unmittelbar nach dem letzten WM-Lauf der Saison Ende November. "Wir werden uns jetzt die nötige Zeit nehmen, die Entwicklung sehr genau zu hinterfragen und konsequent die notwendigen Schlüsse daraus für unsere Übertragungen im kommenden Jahr zu ziehen." Doch allzu viel wird der Kölner Sender, der im Sommer seinen 400. Grand Prix live ausstrahlte, gerade mit Blick auf das oft undurchsichtige Regelwerk in der Formel 1 kaum ausrichten können. Die "SportBild" bringt in ihrer aktuellen Ausgabe nun sogar einen möglichen RTL-Ausstieg aus der Motorsport-Königsklasse.


Ob es dazu kommen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt freilich unklar. Fakt ist jedenfalls, dass der TV-Vertrag nach dem Ende der kommenden Saison auslaufen wird. Laut "SportBild" möchte RTL die Formel 1 zwar auch in Zukunft gerne übertragen - allerdings am liebsten zu einem geringeren Preis. 50 Millionen Euro soll der Sender dem Bericht zufolge aktuell für die Rechte bezahlen. Viel Geld für eine Rennserie, die derzeit längst nicht mehr die Anziehungskraft früherer Tage besitzt. Hinzu kommt, dass RTL mittlerweile durch den Erwerb der Rechte an den Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft deutlich höhere Ausgaben im Sport-Bereich tätigt als bisher und daher sicher nur allzu gerne an anderer Stelle sparen würde.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky signalisiert zumindest grundsätzlich Interesse an der Formel 1, ohne sich dabei jedoch weit aus dem Fenster zu lehnen. "Generell prüft die ARD die meisten Rechte, die neu auf den Markt kommen", sagte er der "SportBild". "Konkrete Überlegungen in diese Richtungen gibt es allerdings derzeit nicht." Spannend dürfte der Poker um die Formel-1-Rechte in jedem Fall werden - erst recht, sofern es nicht gelingen sollte, den Abwärtstrend in der kommenden Saison zu stoppen. Immerhin: Mit dem Wechsel von Sebastian Vettel zum prestigeträchtigen Ferrari-Rennstall geht zugleich die Hoffnung auf steigende Zuschauerzahlen einher. Eine Garantie dafür gibt es aber selbstverständlich nicht.

Bei RTL will man von einem möglichen Ausstieg übrigens nichts wissen. RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer erklärte gegenüber DWDL.de: "Derlei Spekulationen sind schlichtweg falsch. Punkt! Natürlich müssen wir als übertragender Sender unsere Hausaufgaben machen, die rückläufigen Zuschauerzahlen analysieren und Optimierungen erarbeiten - alles andere wäre unprofessionell. Daraus jedoch gleich ein mögliches Ausstiegsszenario zu entwerfen, ist dann doch ein bisschen abenteuerlich."

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