Das Prinzip der dezentralen Führung, das dem Medienkonzern Bertelsmann und seiner RTL Group traditionell heilig war, hat schon länger nicht mehr oberste Priorität. Aus Gründen der Effizienz fährt Anke Schäferkordt, Chefin der Mediengruppe RTL Deutschland, seit Jahren einen anhaltenden Zentralisierungskurs. Der erfährt zum bevorstehenden Jahreswechsel einen neuen Abschnitt.

Insgesamt 360 Mitarbeiter, die bislang bei den Sendern RTL, Vox und n-tv, beim Vermarkter IP Deutschland, beim Technik-Dienstleister CBC und bei der Promotion-Tochter RTL Creation angestellt sind, wechseln zum 1. Januar in die Mediengruppe RTL Deutschland GmbH. Betroffen sind die so genannten "geschäftsunterstützenden Bereiche" oder "Shared Services", also Funktionen, die für mehr als eine Firma der Gruppe tätig sind. Dies sind etwa die kaufmännische Steuerung, das Generalsekretariat, die Personal- und Rechtsabteilungen, die Medienpolitik und die Kommunikation.



Bisher haben die 360 Mitarbeiter zwar schon übergreifend gearbeitet, hatten aber noch Verträge ihres jeweiligen Senders oder Tochterunternehmens. Jetzt bekommen alle neue Verträge und Visitenkarten, auf denen stattdessen "Mediengruppe RTL Deutschland" steht. Lange Zeit war Geschäftsführerin Anke Schäferkordt die einzige Angestellte der 2008 formierten Holdinggesellschaft gewesen.

"Wir stellen uns damit zukunftsorientiert auf und folgen in der formalen Unternehmensstruktur der schon heutigen Art und Weise unserer Zusammenarbeit", sagt RTL-Sprecher Christian Körner (der selbst von RTL Television zur Mediengruppe wechseln wird) auf DWDL.de-Nachfrage. "Kompetenzzentren der Mediengruppe RTL wie die Bereiche Personal & Organisation oder Legal & Business Affairs, die Medienpolitik oder das Generalsekretariat arbeiten für alle Inhalteangebote der Gruppe, ob Free-TV linear oder non-linear, ob Pay-TV, Sender-Sites oder Verticals. Gleichzeitig werden sich die Redaktionen künftig noch stärker auf die Pflege bestehender sowie Entwicklung neuer Inhalte konzentrieren."
 
Bereits Anfang 2014 hatte die Gruppe ihre PR-Einheiten in einem gemeinsamen Sprecherkreis unter Generalsekretär Thomas Kreyes gebündelt. Mit einem weiteren Stellenabbau ist der Schritt zum 1. Januar nicht verbunden, manche Stellen aus den geschäftsunterstützenden Bereichen waren schon in jüngerer Vergangenheit reduziert worden. Mit dem Konzernbetriebsrat sowie den Betriebsräten der Sender RTL und Vox hat die Gruppe einen Interessenausgleich und einen Vorratssozialplan ausgehandelt. "Da der Schritt durch entsprechende Änderungen von Arbeitsverträgen auch betriebsverfassungsrechtliche Aspekte hat, wird er entsprechend von einer Kanzlei begleitet", so Körner. "Die Unternehmen, die einzelnen Betriebsräte und der Konzernbetriebsrat arbeiten dabei eng und sehr einvernehmlich zusammen."