"Die technischen Gründe, mit denen einst das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerechtfertigt wurde, sind heutzutage weitgehend verblasst", heißt es ganz am Anfang in dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats, das bereits im Oktober erschienen ist. Der Beirat sehe daher "kaum noch Gründe", weshalb der TV-Markt nicht so organisiert werden solle wie der Zeitungsmarkt. Daher schlägt der Beirat des Finanzministeriums eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor. 

Zum einen schlägt das Gremium vor, dem Subsidiaritätsprinzip mehr Gewicht zu verleihen. Das heißt: ARD und ZDF sollen wirklich nur da auftreten, wo die Privaten eine Lücke lassen. Darüber hinaus sollen die Öffentlich-Rechtlichen komplett auf Werbung verzichten - "da ansonsten die Fehlanreize der Programmgestaltung, die mit dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk beseitigt werden sollen, gleichsam durch die Hintertür wieder eingeführt werden". Außerdem fordert der Beirat mehr Transparenz. 

Immer wieder werden ARD und ZDF wegen ihrer Finanzierung kritisiert. Ob Rundfunkbeitrag oder Rundfunkgebühr - recht machen können Politik und Sender es sowieso nie allen. Auch hier hat der Beirat einen Vorschlag: Der Gesetzgeber soll sich entweder für "eine klare Finanzierung aus dem allgemeinen Haushalt oder für eine moderne Nutzungsgebühr entscheiden". Das neue Beitragsmodell wird in dem Gutachten als "ungewöhnlich" beschrieben. 

Die "Bild"-Zeitung macht aus dem Gutachten für Finanzminister Wolfgang Schäuble nun ein großes Ding und titelt: "Schäuble-Berater wollen GEZ-Gebühr abschaffen". Ganz so ist es dann doch nicht. Und selbst wenn: Weder Wolfgang Schäuble noch seine Berater können den Rundfunkbeitrag ändern, schon gar nicht im Alleingang. Langfristig könnte es natürlich schon zum Umdenken in der Politik kommen, auch weil einige Punkte des Gutachtens durchaus sinnvoll erscheinen.