An diesem Donnerstag startet mit „Fortitude“ beispielsweise die erste serielle Eigenproduktion des neuen europäischen Sky - und das in Deutschland zunächst online und auf Abruf. Im linearen Programm folgt dann in wenigen Wochen die synchronisierte Fassung für das etwas breitere Publikum. In diesem Jahr folgen noch u.a. die Sky-Serien „100 Code“ und „1992“. Das Prestige-Projekt „Babylon Berlin“ lässt Winter, sich der Aufmerksamkeit der Branche für diese Zusammenarbeit mit ARD und Beta Film sehr wohl bewusst, im Gespräch beinahe beiläufig aber ganz und gar nicht bescheiden fallen. Diese Projekte machen die Branche jedoch neugierig. Sie liefern der Produzentenlandschaft endlich das, was die sich lange erhofft hat: Ein Pay-TV, das nicht nur für Sport-Übertragungen Geld ausgibt.



Und dennoch ist es beinahe tragisch, dass Sky Deutschland - nach Jahren kaum im wirtschaftlich soliden Bereich angekommen - in einen heftigen Preiskampf der SVoD-Anbieter verwickelt wird, der wenn nicht kurzfristig so spätestens mittelfristig die vergleichsweise hohen Abo-Preise von Sky nur schwer rechtfertigen lässt. Wolfram Winter widerspricht, wiegelt ab - und lacht mal wieder. Die folgende Argumentation ist bekannt: Sky zeige doch in Großbritannien und Italien, was auch in Deutschland noch möglich sei. Gemeint ist die Pay-TV-Penetration, also der prozentuale Anteil von Pay-TV-Haushalten - und plötzlich auch wieder der Umsatz pro Kunde. „Warum sollte ausgerechnet in der stärksten Volkswirtschaft Europas weniger Geld erlösbar sein als in Großbritannien oder gar Italien?“, fragt Winter.

Dass Deutschland einen ungleich größeren Free-TV-Markt hat als die beiden anderen Sky-Territorien, will er nicht gelten lassen. Ebenso wenig wie die Sorge, dass Sky es schwer haben könnte künftig 24-monatige Verträge zu verkaufen, wenn der günstigere SVoD-Wettbewerb gänzlich auf Vertragsbindung verzichtet. „Wir kennen all diese Bedenken, schauen dann auf unsere Zahlen und können nur sagen: Unsere Kunden handeln halt anders“, erklärt Winter und lacht, diesmal entschuldigend. Seine Botschaft: Alle vorliegenden Fakten sprächen gegen die vermuteten Probleme. So kontert man beinahe allen Krtitikpunkten. In diesen Momenten ist Winter nicht nur Sprecher von Sky. Er gefällt sich als Anwalt des Pay-TV. Auch so ein Berufsstand, der das Lachen mitunter als perfide Art kultiviert, um dem Gegenüber die Zähne zu zeigen.

Irgendwo zwischen den Strapazen der vergangenen Monate („Jetzt sind wir endlich erst einmal raus aus dem juristischen Kram“) und den Herausforderungen der Zukunft feiert Sky am Donnerstag in Berlin zusammen mit der Pay-TV-Branche die Verleihung des 6. Mira Awards in Berlin, bei der besondere Leistungen im Bezahlfernsehen ausgezeichnet werden. Die Preisverleihung hat Wolfram Winter, noch in seiner Funktion als Geschäftsführer von Premiere Star, vor einigen Jahren ins Leben gerufen und zum relevanten Branchentreff des Pay-TV ausgebaut. Ob man angesichts der ungewissen Zukunft eines möglichen Nachfolgers des Deutschen Fernsehpreises nicht darüber nachdenken könnte, dem Free-TV beim Mira-Award Asyl zu gewähren? Wolfram Winter lacht zufrieden bei dem Gedanken.