Der Westdeutsche Rundfunk entdeckt das Internet für sich: Nachdem kürzlich erst das Nachrichtenprojekt "WDR #3sechzich" an den Start ging und vor allem junge Zuschauer zurückgewinnen soll, wurde nun auch die erste "Lokalzeit" ins Internet verlängert. Nachdem WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn bereits zum Jahreswechsel eine mal "YouTube-Lokalzeit", mal "Espresso-Lokalzeit" genannte Internetvariante der bekannten Lokalberichterstattung ankündigte, schickte das Studio Wuppertal die erste Sendung bereits am Dienstag online - unter einem wieder neuen Namen: "Lokalzeit 2 go" heißt die über Facebook, YouTube und WDR.de verbreitete Sendung nun.

In knapp zweieinhalb Minuten und nach einem akustisch skurril zusammengeschmolzenem Vorspann präsentiert Moderatorin Kerstin von der Linden am späteren Nachmittag kompakte Informationen, die knapp drei Stunden später am Abend in der halbstündigen Ausgabe im WDR Fernsehen noch einmal vertieft werden. Was als kompaktes Info-Angebot angeboten wird, hat also noch den für den WDR angenehmen Nebeneffekt, in einer Art XL-Trailer für die abendliche Ausstrahlung zu werben. "Wir wollen damit auch diejenigen erreichen, die vielleicht am Abend keine Zeit haben fern zu sehen. Diese Zuschauer konnten bislang die Fernsehsendung nachträglich in der WDR Mediathek sehen. Jetzt kriegen sie eine schnelle Ausgabe, sozusagen zum Mitnehmen schon am Nachmittag", erklärt der WDR die Kurzausgabe seiner "Lokalzeit Bergisches Land".

Die neue "Lokalzeit 2 go" ist dabei voll und ganz für die mobile Nutzung optimiert. Moderatorin Kerstin von der Linden meldet sich etwa nicht aus dem Studio, sondern direkt aus der Redaktion - einerseits weil das Studio auf einen großen Fernsehbildschirm ausgerichtet ist, andererseits um Nähe am Geschehen und Authentizität zu suggerieren. Ungewohnt für die "Lokalzeit" ist dabei vielleicht, dass vergleichsweise stark auf Grafikeinblendungen, etwa neben der Moderatorin, zurückgegriffen wird. Das wirkt im Zusammenspiel jedoch stimmig, nur am Computer-Bildschirm, etwa beim animierten Symbol für den kurzen Wetterausblick, vielleicht stellenweise etwas zu riesig. Hier merkt man die Optimierung auf mobile Nutzung doch sehr.

Schon im Oktober 2013 kündigte WDR-Intendant Tom Buhrow an, dass das Studio Wuppertal zum "Crossmedia-Labor mit Vorbildcharakter für die anderen Studios umgebaut werden". Tatsächlich ist die "Lokalzeit Bergisches Land" seither verstärkt etwa auf Facebook vertreten und versorgt das nicht gerade von medialer Vielfalt geprägte Wuppertal und Umland mit Informationen. Wirkliche Verlängerungen ins Internet gab es - sieht man von einer nicht wirklich nötigen Verlängerung des mittwochs veranstalteten Gewinnspiels auf Facebook ab - allerdings bisher nicht. Dass nun direkt nach der Mittagskonferenz die Produktion einer kleinen Internetsendung beginnt, ist da ein erfreulicher Fortschritt.

Im Gegensatz zum Projekt "WDR #3sechzich" wirkt die neue "Lokalzeit 2 go" nämlich tatsächlich recht stimmig und gewohnt. Das liegt vor allem daran, dass auf die bekannten Gesichter der abendlichen "Lokalzeit Bergisches Land" zurückgegriffen wird, womit man leicht eine persönlichere Ebene eingeht. Das Video zeigt, dass schon ein veränderter Übertragungsweg und eine gewisse Kürze reicht, um jünger daher zu kommen. Dabei ist die sonst eher streitbare Einbindung von Facebook-Kommentaren in die Sendung hier sogar sinnig, wird die Sendung doch vor allem in diesem sozialen Netzwerk vertrieben.

Ob ein Beitrag zur Party eines Schokoladenherstellers in Köln aber wirklich zu dem Motto "Kurz und kompakt - alles, was man als Bergischer wissen muss" gehört - der Star-Friseur der Party kommt aus Wuppertal - ist freilich zu bezweifeln. Hier bleibt sich die "Lokalzeit" aber auch im Internet treu und bietet in der kurzen Sendung ein wenig Magazincharakter. Nach dem Wegfall der Samstags-"Lokalzeit" konnte das Lokalmagazin des WDR nun jedenfalls auch bei den knapp 20.000 Facebook-Fans wieder punkten und mit ebensovielen Aufrufen der ersten Sendung schon einen kleinen Erfolg verbuchen. Nun heißt es aber erstmal, diese Zahlen auch mit den weiteren Sendungen halten zu können. Immer montags bis freitags hat das Studio Wuppertal nun am späten Nachmittag eine Chance dazu.

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