Knapp sieben Milliarden Euro wird die englische Premier League in den nächsten drei Jahren durch die TV-Gelder einnehmen (DWDL.de berichtete). Eine Rekordsumme, von der die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nur träumen kann. Schon als der Bezahlsender Sky vor knapp drei Jahren damit überraschte, sich die Bundesliga-Rechte jährlich im Schnitt mehr als 485 Millionen Euro kosten zu lassen, sprach DFL-Präsident Reinhard Rauball von einem "Quantensprung". 628 Millionen Euro nimmt die Liga derzeit im Schnitt ein und damit über 200 Millionen mehr als noch in der vergangenen Rechte-Periode.

Und auch wenn die aktuelle Periode noch bis einschließlich der Saison 2016/17 läuft, so nimmt der Poker um die Bundesliga langsam, aber sicher wieder Fahrt auf. Unter dem Eindruck des Milliarden-Pokers auf der Insel ließ sich DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nun in der "Bild" dazu hinreißen, mal wieder jenes Zukunfts-Szenario zu zeichnen, das vielen Fußball-Fans schon seit Jahren ein Dorn im Auge ist: Indirekt deutete er ein mögliches Ende der "Sportschau" an. "Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen. Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?"

Die unpopuläre Maßnahme, die Seifert noch nicht so recht beim Namen nennen möchte, wäre das Aus für frühe Spielzusammenfassungen, wie sie seit Jahren von der "Sportschau" angeboten werden. Die Frage wird daher auch sein, wie viel Geld sich Sky - oder ein anderer Pay-TV-Interessent - die vermehrte Exklusivität kosten lassen will. Schon jetzt zeigt sich, dass die "Sportschau" die härtere Konkurrenz durch das bei Sky ausgestrahlte Bundesliga-Topspiel mal mehr, mal weniger stark zu spüren bekommt. Vor allem beim jungen Publikum musste die Sendung zuletzt einen kräftigen Rückgang hinnehmen: In dieser Saison liegt der durchschnittliche "Sportschau"-Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen nur noch bei knapp mehr als 16 Prozent. Zum Vergleich: Noch vor drei Jahren wurden über 20 Prozent erzielt.

Schon beim vergangenen Rechte-Poker hatte die DFL ein Paket geschnürt, das einen Verzicht auf die "Sportschau" vorsah. Letztlich entschieden sich die Verantwortlichen der Liga dann aber doch für das klassische Modell - anders als im Jahr 2001, als der damalige Free-TV-Partner Sat.1 seine "ran"-Sendung zwischenzeitlich auf 20:15 Uhr schob, um dem angeschlagenenen Pay-TV-Anbieter Premiere mehr Exklusivität zu gewährleisten. Die Fans liefen gegen diese Pläne jedoch Sturm, sodass die "ran"-Ausstrahlung schon nach wenigen Wochen auf 19:00 Uhr vorgezogen wurde. Kurioserweise begann die Nachverwertung im frei-empfangbaren Fernsehen damals also sogar später als es heute der Fall ist.

Klar ist, dass die DFL schon alleine deshalb ein Interesse an höheren Einnahmen hat, um international konkurrenzfähig zu bleiben. "Will die Liga ihre sportliche Qualität und damit auch ihre Popularität erhalten, muss es darum gehen, den zweiten Platz in Bezug auf den Gesamtumsatz zu festigen und den Abstand zu England nicht zu groß werden zu lassen", sagte DFL-Geschäftsführer Seifert der "Bild". Die Zahlen der Premier League seien im Vergleich zu allen anderen Fußball-Ligen jedoch "in einer anderen Dimension". Seifert: "Diese Summe ist allein auf die Konkurrenz-Situation auf dem englischen Medienmarkt zurückzuführen. Dort haben sich zwei Unternehmen einen Bieter-Wettkampf geliefert. Auf die sportliche Wertigkeit der Liga kommt es dabei kaum noch an."