Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass einige Redakteure der "taz" von einem ihrer Kollegen ausgespäht worden sein sollen. Mit Hilfe eines Keyloggers hat der Redakteur offenbar die Tastatureingaben der "taz"-Rechner nachverfolgt (DWDL.de berichtete). Nun hat sich "taz"-Chefredakteurin Ines Pohl erstmals selbst ausführlich zu Wort gemeldet. Auf der eigenen Seite schreibt sie, dass von dem Spionage-Angriff viele Mitarbeiter betroffen seien. Sowohl in den Rechnern von Ressortleitern als auch in den von Redakteuren und Praktikanten sei geschnüffelt worden, so Pohl. 

"Der Schock bei uns allen sitzt tief", sagt die Chefredakteurin, die sich nun aber gegen den Angriff wehren will. Da sich der unter Verdacht stehende Mitarbeiter am Montag nicht gegenüber der "taz" erklärt habe, habe man arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet. "Zudem wird eine Strafanzeige gestellt", sagt Pohl. Man habe sich in den vergangenen Tagen bewusst zurück gehalten, um eine interne Aufklärung in den Weg zu leiten. "Das Grundvertrauen ist in der vergangenen Woche in der 'taz' erschüttert worden."

Nach Informationen des NDR-Medienmagazins "Zapp" und der Tageszeitung "Welt" steckt der Journalist Sebastian Heiser hinter der Spionage. Heiser sorgte erst vor wenigen Tagen für Aufsehen, weil er der "Süddeutschen Zeitung" vorwarf, Werbung und Redaktion vor einigen Jahren bewusst vermischt zu haben. Belegen wollte er das unter anderem mit einem heimlich aufgezeichneten Gespräch. 

Bei der "taz" will man die Vorkommnisse nun lückenlos aufklären "und so das Vertrauen in die 'taz' zurückzugewinnen – bei LeserInnen, Interviewpartnern und Informanten ebenso wie unter den KollegInnen", so Ines Pohl. Das Redaktionsgeheimnis sei ein hohes Gut, eine Tageszeitung lebe vom Vertrauen ihrer Leser, der Interviewpartner und Informanten. "Wichtig ist aber auch das Vertrauen, das innerhalb einer Redaktion herrscht." Dieses Vertrauen will man nun wiederherstellen. 

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