Während die Doppelspitze Mascolo/Müller von Blumencron bei "Spiegel" und "Spiegel Online" noch gleichberechtigt war, gibt es nun wieder eine Hierarchie: "Spiegel"-Chef Klaus Brinkbäumer ist zugleich Herausgeber von "Spiegel Online". Für "SpOn"-Chef Florian Harms ist das nach eigenen Aussagen kein Problem, wie er in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" sagte: "Die Herausgeberschaft gab es ja auch früher schon. Wir haben vereinbart, dass die beiden Redaktionen eigenverantwortlich unter ihrer jeweiligen Chefredaktion arbeiten. Sollte es mal zu einem Konflikt kommen, hat einer das letzte Wort. Das ist sinnvoll."

"Magazin first" bedeute das aber trotzdem nicht unbedingt. "Unser erstes Ziel ist heute: bezahlter Journalismus first. Das meint im Moment noch immer vor allem das Heft, aber das gilt eben auch für eine Bezahlwelt, die sich irgendwann auf 'Spiegel Online' öffnen wird", erläutert Brinkbäumer. Im Lauf dieses Jahres sollen nun erste Bezahl-Konzepte auf "Spiegel Online" ausprobiert werden. Harms: "In der Online-Welt funktioniert es aber nicht, von heute auf morgen ein Rollo herunterzulassen und dem Leser zu befehlen: So, das musst du ab jetzt bezahlen. Man muss Bezahlangebote smarter konzipieren: Mit welchen Produkten können wir die spezifischen Bedürfnisse von unterschiedlichen Zielgruppen passgenau bedienen, einen echten Mehrwert bieten? Für die Nutzer muss es so einfach wie möglich sein."

Brinkbäumer äußerte sich unterdessen auch zum umstrittenen aktuellen Cover des "Spiegel", das Angela Merkel inmitten von Nazis vor der Akropolis zeigt. Brinkbäumer hatte den Titel im "Spiegel-Blog" verteidigt. Brinkbäumer sieht das als ganz normalen Vorgang: "Dass ein Chefredakteur sich vor seine Redaktion stellt, ist normal, dass Texte oder Titelbilder in sozialen Netzwerken hitzig und mitunter vorschnell diskutiert werden, ist genauso normal. Letzteres verlangt von vielen Journalisten, dass sie erreichbar sind, die eigene Arbeit erläutern – alles nicht ungewöhnlich." Und weiter: "Die Titelzeilen machen klar, dass es um den europäischen Blick auf Deutschland geht. Angela Merkel ist ausgeschnitten und bewusst plump in Farbe auf ein Schwarz-Weiß-Foto geklebt worden; wir zitieren, verfremden, ironisieren einen Blick von außen auf Deutschland."