Schon seit Längerem arbeitet die AGF daran, in die Quotendaten künftig auch die Nutzung der sendereigenen Mediatheken mit einzubeziehen. Doch bekanntlich kommen Bewegtbildinhalte schon lange nicht mehr nur von klassischen TV-Anbietern. Zwar betonte die AGF schon immer, dass man auch offen für andere Angebote wie YouTube sei, doch das Interesse hielt sich offenbar in Grenzen. Unter anderem lag das wohl auch daran, dass YouTube auf ein GfK-Panel, die AGF aber auf ein Nielsen-Panel setzten. Doch nun scheint man eine Lösung gefunden zu haben - ein "virtuelles Mega-Panel", das die Ergebnisse aus mehreren Quellen zusammenführen soll.

Konkret heißt das, dass die drei wichtigsten Messelemente zusammengeführt werden soll. Wie bislang wird das AGF-Fernsehpanel die lineare TV-Nutzung live und zeitversetzt erfassen. Für Online-Video soll das eben schon genannte "virtuelles Mega-Panel" installiert werden, das aus Daten des von Nielsen betriebenen Online-Panels sowie des Cross Media Panels der GfK besteht. Dadurch will man Infos über Nutzungsüberschneidungen von TV und Online auf Computern und Mobilgeräten gewinnen. Das Modell soll so konzipiert werden, dass in der Zukunft auch weitere externe Datenquellen eingebunden werden können. Neben den Panel-Daten sollen die Online-Abrufe zudem auch im Rahmen einer Vollerhebung erfasst werden.

Ziel ist es, konvergente Nettoreichweiten für TV und Online-Video unter Einbeziehung von YouTube und anderen Online-Bewegtbild-Anbietern auszuweisen. Erste Ergebnisse soll es noch im Lauf dieses Jahres geben.

Gedrängt hatte darauf vor allem die Werbeindustrie. Uwe Storch, Vertreter der OWM (Organisation Werbungtreibende im Markenverband) im AGF-Vorstand und stellvertretender Vorsitzender des OWM-Vorstandes, Head of Media Ferrero, bezeichnete "eine Integration der Bewegtbildmessung in das AGF-System für die Werbetreibenden in der heutigen Kampagnenplanung [als] unumgänglich". In Anlehnung des bekannten Zitats erklärt er, "dass sich alles ändern muss, wie Strukturen, Partner und Methoden, ... damit es so bleibt, wie es ist, also die AGF als JIC, Joint Industry Committee, einen gemeinsamen Bewegtbild-Standard gewährleistet. Über diese wegweisende Zusammenarbeit konnte hiermit die notwendige Grundlage geschaffen werden."

Lars Lehne, Country Director Agency bei Google Deutschland: "Online-Inhalte und klassisches TV werden von den Nutzern schon lange und selbstverständlich ergänzend oder parallel genutzt. Uns ist es wichtig, eine Beurteilungsgrundlage für Werbetreibende zu schaffen, die dem massiven Anstieg der Nutzung von Online-Bewegtbildinhalten gerecht wird. Und das über alle Screens hinweg."

Die AGF-Vorstandsvorsitzende Karin Hollerbach-Zenz erklärt: "Bei diesem Forschungskonzept handelt es sich um ein extrem ambitioniertes Projekt, das seinesgleichen sucht. Ein wesentlicher Pfeiler der Integration von YouTube ist, dass das Forschungssystem, das im bewährten Konsens unter einem gemeinsamen Dach der Marktpartner aus Medien und Werbewirtschaft weiterentwickelt wird, damit auch im Segment der Online-Bewegtbildnutzung eine breite Marktabdeckung für unsere Datennutzer liefert. Nur mit der Einbeziehung von Marktteilnehmern jenseits der TV-Sender können wir einen crossmedialen Standard schaffen, der auch zukünftig der Komplexität unseres Marktes gerecht wird, die Werbetransparenz weiter erhöht und unseren hohen forscherischen Ansprüchen genügt."