Die Sender sind im Juni überwiegend in den Sommermodus übergegangen - mit einer ganz deutlichen Ausnahme: Vox hat den Anteil an frischem Programm (Free-TV-Premieren oder Erstausstrahlungen) in der Zeit zwischen 20:15 Uhr und 0 Uhr, die wir monatlich für unseren Frische-Index auswerten, auf rund zwei Drittel hochgefahren - 24 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und der höchste Wert seit November vergangenen Jahres. Bei Vox laufen beispielsweise den kompletten Montag Serien in Erstausstrahlung, mittwochs kommt "Outlander" dazu, dienstags ist mit "Sing meinen Song" und den daran anschließenden Musikformaten ebenfalls durchweg mit Erstausstrahlungen gefüllt. Auch die Kochformate am Sonntag und Dokus über Xavier Naidoo oder Kate machen sich hier bemerkbar.

Vox katapultierte sich mit dieser antizyklischen Strategie vor bis auf Rang 2 und überholte somit nicht nur das ZDF, sondern auch die große Schwester RTL. Das ZDF hatte zwar einige Fußball-Übertragungen von Frauen-WM und U21-EM im Programm, hielt sich allerdings mit einem Frische-Anteil von 57 Prozent im Rest des Programms deutlich zurück. Das Erste zeigte mit rund vier Fünfteln des Programms auch im Juni wieder am meisten Free-TV-Premieren und Erstausstrahlungen.

RTL II, das im Mai noch mit einem sehr hohen Frischeanteil überrascht hatte, wurde im Juni bis auf den vorletzten Platz knapp hinter kabel eins durchgereicht. Hier schlug ins Kontor, dass diverse Flops durch Wiederholungen ersetzt wurden - so etwa die "Bauretter" dienstags oder auch der Mystery-Mittwoch, der sich nach einer kurzen Zwischenphase nun doch wieder am Samstag wiederfindet. Noch weniger frisches Programm hatte nur Sat.1, das drei Viertel seines Primetime-Programms im Juni mit Wiederholungen bestückte.

DWDL.de-Frische-Index - Juni 2015

  FIX-Punkte
Juni 2015
Vergleich
zum Vormonat
Vergleich
zum Juni 2014
Das Erste
78 von 100
+4
-2
Vox
65 von 100
+24 +25
RTL
62 von 100
+/-0 +22
ZDF
57 von 100
-21
-9
ProSieben
33 von 100
-18
+10
kabel eins
28 von 100 -6
+10
RTL II
26 von 100
-34
+16
Sat.1
25 von 100
-1 +4

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.