Das Bundeskartellamt gehe „dem Verdacht kartellrechtswidriger Preis- und Angebotsabsprachen bei Auftragsvergaben durch Fernsehsender und Produktionsfirmen nach“, wie dessen Sprecher Kay Weidner gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärte. Demnach hätten Mitarbeiter am 8. und 9. Juli eine Durchsuchung von zwei Unternehmen durchgeführt, die im Bereich der Vermietung von Studios für TV- und Filmproduktionen tätig sind.

Insgesamt seien laut Auskunft Weidners gegenüber der „FAZ“ fünf Beamte des Bundeskartellamtes sowie die Kriminalpolizei beteiligt gewesen. Die Durchsuchung diene der Sicherung von Beweismitteln, die diesen Vorwurf bestätigen oder entkräften können. Eine der beiden betroffenen Firmen ist die Bavaria Studios & Production Services GmbH, eine Tochter der Bavaria Film, im südlichen Münchener Vorort Geiselgasteig. Dies bestätigt die Bavaria Film auf Anfrage.

„Daraufhin haben Aufsichtsrat und Gesellschafter der Bavaria Studios & Production Services GmbH am Donnerstag beschlossen, die Interne Revision der Mehrheitsgesellschafterin Bavaria Film GmbH unter Einbeziehung externer Fachberater mit der Untersuchung des Sachverhalts zu beauftragen. Diese Untersuchung erfolgt unabhängig von den Ermittlungen der Kartellbehörden“, erklärt Bavaria Film-Pressesprecher Sebastian Feuß am Donnerstagabend auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de. Aufsichtsratsvorsitzender der Bavaria Film ist WDR-Intendant Tom Buhrow.

Der WDR ist über seine kommerzielle Tochter WDR Mediagroup mit 33,35 Prozent der größte Gesellschafter der Bavaria Film. Weitere Anteile liegen beim SWR, MDR, BR sowie dem Freistaat Bayern. Feuß weiter: „Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen beziehen sich die Untersuchungen der Kartellbehörde auf den Zeitraum von 2011 bis Jahresbeginn 2014.“ Inzwischen gibt es einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung bei der Bavaria Film. Er kommt bekanntlich nicht aus dem öffentlich-rechtlichen Kosmos.

Christian Franckenstein, seit Herbst 2014 im Amt, arbeitete zuvor beim privaten TV-Produktionshaus MME Moviement. Anfang der Woche erst hatte Franckenstein eine Neustrukturierung der Geschäfte und Tochterfirmen angekündigt. In der Bilanz des Geschäftsjahres 2014/15 finden sich darüber hinaus Wertberichtigungen in Höhe von 4,9 Millionen Euro. Sollte es sich tatsächlich um Vorfälle bis Anfang 2014 handeln, so würden diese nicht unter der Verantwortung von Christian Franckenstein fallen. Seine Aufgabe wäre die transparente Aufklärung. Für eine öffentlich-rechtliche Tochter eine ungewohnte Aufgabe. Doch schon zum Amtsantritt hatte Franckenstein genau das als Mantra ausgegeben: Transparenz. Dem Bekenntnis müssen jetzt Taten folgen. Sein Kollege Rohnke wird sicher auch Rede und Antwort stehen müssen.

Das zweite Unternehmen, das in den vergangenen Tagen Besuch vom Bundeskartellamt hatte, ist die Studio Hamburg-Tochter Studio Berlin Adlershof GmbH. Dies bestätigt Studio Hamburg-Pressesprecherin Ingrid Meyer-Bosse am Freitagmorgen auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de. Sie teilt mit: "Die Studio Hamburg GmbH bestätigt, dass das Bundeskartellamt Ermittlungen bei der Studio Berlin Adlershof GmbH in Bezug auf vermeintliche Preisabsprachen im Bereich Studiodienstleistung aufgenommen hat. Das Unternehmen ist um die Klärung der Vorwürfe bemüht und kooperiert mit dem Bundeskartellamt in vollem Umfang." Darüberhinaus sei keine weitere Stellungnahme zu dem laufenden Verfahren möglich.