Die Einschaltquote stimmte, aber viel wichtiger: Inhaltlich konnte der „Donnerstalk“ mit Dunja Hayali weitgehend überzeugen. Vier Wochen lang bot der „Donnerstalk“ einen abendlichen Mix aus Talk und Themen, der sich dabei erfreulicherweise nicht im Seichten verlor, was bei allen Magazin-Formaten die größte Gefahr darstellt. Den großen und drängenden Themen - etwa dem Hass gegenüber Flüchtlingen oder der Griechenland-Krise - widmete man sich über die Erzählung von Einzelschicksalen, prominenten aber auch relevanten Gästen und einer empathischen Moderatorin.



In Detailkritik ging es mal um einen zu vollgepackten Themenmix oder manchen Gesprächsverlauf. Doch genau solche aufmerksamen Hinweise hat sich die Moderatorin im Vorfeld der Sendung ausdrücklich gewünscht. Ein wöchentlich aktuell produziertes Magazin gebe schließlich die Möglichkeit, an sich und dem Format zu arbeiten. Auf Kritik reagiert sie gelassen. Eine zu vollgepackte Sendung? Hayali entgegnet: „Im Morgenmagazin behandeln wir in einer Stunde ca. 10 Themen und führen fünf Gespräche. Im Donnerstalk hatte ich nun für drei Themen und drei Gespräche 60 Minuten. Zeit ist also etwas Relatives.“

Sie freue sich das es überwiegend positives Feedback gab auf die vier Sendungen, sagt sie im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de:„Wir wollten drei gesellschaftspolitische Themen in 60 Minuten aufgreifen, mit Menschen, die was zu sagen haben. Wir wollten Denkanstöße geben, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu haben. Und ich finde, im Großen und Ganzen ist uns das gelungen.“ Sie räumt jedoch gleich ein: „Nach vier Sendungen wissen wir aber auch, wo es gehakt hat, was man besser bzw. noch besser machen könnte.“

"Das Regelformat am Donnerstag bleibt ‚Maybrit Illner‘.“

ZDF-Chefredakteur Peter Frey

Der ZDF-Chefredakteur ist schon sehr zufrieden. „Der ‚Donnerstalk’ ist ein Format mit Potential. Für uns die Innovation dieses Sommers“, sagt Peter Frey dem Medienmagazins DWDL.de. „Dunja Hayali profilierte sich als authentische, einfühlsame Reporterin und schlagfertige, natürliche Talk-Moderatorin. Das Format zeigt seinen Vorteil: gesellschaftliche Themen auch kurzzeitig umzusetzen.“ Doch er bringt auch gleich das Dilemma zur Sprache: „Der ‚Donnerstalk’ war eine Urlaubsvertretung. Das Regelformat am Donnerstag bleibt ‚maybrit illner‘.“ Die „Innovation des Sommers“ hat erstmal keine Zukunft?

„Die auf Anhieb gute Quote war ein Indikator für ein hohes Publikumsinteresse. Wir machen hier ein gutes Angebot für die nächste Schemaerneuerung im ZDF“, ist sich der Chefredakteur sicher. „Das werden wir uns in aller Ruhe ansehen und nach einer genauen Evaluation der Sendung und ihres Publikums im Haus besprechen.“ Bis dahin gilt: Experiment „Donnerstalk“ ist erst einmal abgehakt. Hayali blickt zurück: „Für mich war es eine tolle Zeit, auch weil die Zusammenarbeit mit meinem Team großartig war. Sowohl das Mitentscheiden, Mitplanen, Mitdenken, als auch meine Außeneinsätze waren eine absolute Bereicherung für mich. Aber ich habe ja zum Glück im Morgenmagazin eine wirklich sehr gute Heimat.“

„Das Leben ist kein Konjunktiv.“

Dunja Hayali

Über die so gänzlich unterschiedlichen Arbeitszeiten hatte Hayali schon im Vorfeld in zahlreichen Interviews naheliegenderweise etwas gesagt. Mit der Erfahrung aus den vier Sendungen am Abend kommt noch eine Feststellung dazu: „Ich war auf mich allein gestellt. Wenn also plötzlich der ganze Druck auf ihren Schultern liegt, der Fokus nur auf sie gerichtet ist, dann macht das was mit einem“, sagt Dunja Hayali. „Aber ich denke, auch unter diesen Umständen bin ich mir treu geblieben.“ Würde Sie denn einen wöchentlichen „Donnerstalk“ überhaupt wollen, wenn der Sender einen Sendeplatz finden würde? Hayali antwortet diplomatisch weise: „Das Leben ist kein Konjunktiv.“