Von Europa aus medial die Welt erobern. Im Rahmen der Bekanntgabe ihrer Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2015 gaben die beiden CEOs der RTL Group, Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, auch einen strategischen Ausblick für den TV-Konzern. Dabei wird klar: Anders als Wettbewerber ProSiebenSat.1 setzt man im Digitalen weniger auf Diversifikation. „Die RTL Group hat führende Marktpositionen, die sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette des sich schnell entwickelnden Gesamtvideomarktes erstrecken. Auf Basis unserer starken Finanzlage haben wir den Ehrgeiz, die RTL Group in den nächsten Jahren signifikant wachsen zu lassen – den führenden europäischen Unterhaltungskonzern zu einem weltweit führenden Unternehmen für Videoproduktion, -aggregation und -monetarisierung zu machen“, erklären Schäferkordt und de Posch.

Die lineare Fernsehnutzung sei das stärkste Medium innerhalb des gesamten Videomarktes und das einzige Medium, das regelmäßig auf Anhieb ein Massenpublikum erreiche. Doch zu dieser erwartbaren Aussage eines TV-Konzerns kommen weniger ängstliche Töne zum Wandel der Mediennutzung. In den Worten von Schäferkordt und de Posch: „Im digitalen Zeitalter haben die Mediennutzer immer mehr Auswahlmöglichkeiten. Damit waren auch die Grundlagen für unser Kerngeschäft nie vielversprechender als heute.“ Vor diesem Hintergrund hebt die RTL Group auch ihren Ausblick für das Geschäftsjahr 2015 an - vorausgesetzt es gebe keine besonderen konjunkturellen Effekte in den Märkten der RTL Group. „Wir erwarten nun, dass unser Gesamtumsatz etwas höher als 2014 ausfallen wird. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein stabiles EBITA, obwohl in diesem Jahr weniger positive Einmaleffekte als in 2014 erwartet werden.“

Annahmen, die auf den vorgelegten Zahlen für das erste Halbjahr basieren. Erstmals tauchen die zugekauften (BroadbandTV, StyleHaul und SpotXchange) und kürzlich im RTL Digital Hub gebündelten Digitalgeschäfte vollständig in der Bilanz auf, was zu einem Umsatz-Sprung des Digitalgeschäfts um gleich 94 Prozent auf 219 Millionen Euro zur Folge hat. Man will auch weiter durch Zukäufe wachsen, die jedoch anders als bei ProSiebenSat.1 ausschließlich im Bereich des Onlinevideogeschäfts gesucht werden. Parallel zur den Geschäftszahlen vermeldet die RTL Group auch einen weiteren Zukauf - allerdings bei der Produktionstochter Fremantle Media, deren operativer Gewinn (EBITA) sich im 1. Halbjahr stabilisiert hat und mit 28 Millionen Euro nur knapp unter dem Vorjahreswert (29 Millionen Euro) lag. Man erwarb 62,5 Prozent an der 2009 gegründeten, italienischen Produktionsfirma Wildside, die für Sky, HBO und Canal Plus derzeit „The Young Pope“ mit Jude Law und Diane Keaton produziert.

Stärkster Treiber des Gewinns innerhalb der RTL Group bleibt wenig überraschend das deutsche TV-Geschäft. Im 1. Halbjahr 2015 erwirtschaftete die Mediengruppe RTL Deutschland ein EBITA von 343 Millionen Euro gegenüber 313 Millionen Euro im 1. Halbjahr 2014. Es ist ein neuer Rekord für ein erstes Halbjahr. Auch in Spanien ist man mit der Entwicklung des TV-Werbemarktes sehr zufrieden. Die Groupe M6 in Frankreich sowie RTL Nederland jedoch mussten leicht rückläufige Gewinne verzeichnen. Bei RTL Hungary stieg zwar das EBITA auf niedrigem Niveau stark an, jedoch bleibe der Ausblick hier aufgrund der Rahmenbedingungen schwierig. Insgesamt blickt die RTL Group im 1. Halbjahr 2015 dank Digitalgeschäft und Mediengruppe RTL Deutschland auf einen um 3,8 Prozent auf 2,788 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz zurück. Der operative Gewinn stieg um 3,3 Prozent auf 534 Millionen Euro. Am gestrigen 26. August 2015 genehmigte der Verwaltungsrat der RTL Group vor diesem Hintergrund die Ausschüttung einer außerordentlichen Zwischendividende von 1,00 Euro pro Aktie im September.