Die "Hart aber fair"-Ausgabe über die Gleichstellung von Mann und Frau war ganz sicher nicht die beste - doch gemessen daran, wird erstaunlich lange über sie gesprochen. Den WDR beschäftigt der Gender-Talk jedenfalls noch immer. Nachdem die umstrittene umstrittene Sendung aus der Mediathek gelöscht wurde, wo sie nach Angaben von Fernsehdirektor Jörg Schönenborn ohnehin "kaum mehr abgerufen wurde", befindet sich plötzlich doch wieder im Archiv. "Die Sendung aus der Mediathek zu nehmen, war eine Entscheidung der Programmverantwortlichen, der eine lange, selbstkritische Diskussion der Sendung vorausging. Dass daraus der Vorwurf der Zensur und Selbstzensur abgeleitet würde oder der Eindruck, wir seien vor Lobbygruppen eingeknickt, hatte ich mir nicht vorstellen können", erklärte Schönenborn am Montag.

"Die heftigen Reaktionen zeigen im Rückblick, dass die Entscheidung nicht richtig war", gab der Fernsehdirektor in einer neuerlichen Mitteilung zu. "Die Unabhängigkeit unserer Arbeit ist für uns das höchste Gut. Auch wenn der Vorwurf der Zensur oder Selbstzensur absolut unangemessen ist: Schon wenn der Anschein entsteht, diese Unabhängigkeit sei beeinträchtigt, belastet das unsere Arbeit. Deshalb habe ich entschieden, dass die Sendung wieder in die Mediathek und auf die Homepage der Sendung gestellt wird." Bereits in der vergangenen Woche hatte Schönenborn die Entfernung des Gender-Talks aus der Mediathek als "souveräne Entscheidung der Programmverantwortlichen" bezeichnet. Beiträge aus der Mediathek herauzunehmen, sei "kein ungewöhnlicher Vorgang".

 

Dass gelöschte Beiträge jedoch wieder veröffentlicht werden, ist dann aber doch ungewöhnlich. Auch WDR-Chefredakteurin Sonia Mikich hat sich inzwischen zu Wort gemeldet. "Das Gender-Thema ist mir politisch und persönlich wichtig", betonte sie. "Gleichzeitig macht mich die öffentliche Reaktion auf den Fehler, die Sendung aus der Mediathek herauszunehmen, betroffen. Ein Krampf ist so entstanden, den wir jetzt schnörkellos beseitigen wollen - im Interesse der öffentlichen Meinungsbildung." Unterdessen soll es in der kommenden Woche noch einmal eine Neuauflage der "Hart aber fair"-Sendung vom März geben. An der Ausgabe hatte es massive Kritik gegeben, unter anderem von der Landesarbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten.

Diese hatte sich etwa an der Auswahl der Gäste gestört. Zudem seien Plasbergs Fragen "manipulativ" gewesen. WDR-Intendant Tom Buhrow hatte sich bereits im April in einem langen Antwortschreiben ausführlich mit den Kritikpunkten auseinandergesetzt.

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