"Wir müssen nicht Marktführer sein. Aber natürlich müssen wir einen relevanten Teil der Zuschauer erreichen", sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler in einem Interview mit der "Hörzu" und zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung des Mainzer Senders in diesem Jahr. "Mein Bewertungsmaßstab ist immer: Hatten wir neues, interessantes Programm auf dem Schirm? Und hatten wir auch den Zuschauerzuspruch, den wir uns wünschen? Beides war der Fall. Es gab viele spannende neue Formate wie 'Schuld', 'Das Team' oder auch 'Kessler ist'. Und wir sind nach wie vor der meistgesehene Sender."

Doch obwohl das Serie angestaubte Serien durch modernere Formate ersetzt oder Jan Böhmermann ins Hauptprogramm geholt hat, bewegten sich die Marktanteile beim jungen Publikum zuletzt bei weniger als sechs Prozent. Man könne den Altersschnitt eines Senders nicht mit Gewalt verändern, betonte Himmler. "Dafür brauchen wir Zeit und Geduld." Ein Altersschnitt von 60 Jahren sei zudem erst mal nicht schlimm. "Schlimm wäre nur, wenn das ZDF als Ganzes mit seinen Programmen und Angeboten nicht mehr die jüngeren Zuschauer erreicht. Wir müssen mehr Jüngere über ZDFneo, ZDFinfo und die Mediathek ansprechen."

Dass die Mediathek dem klassischen Fernsehen das Wasser abgraben könne, stört den Programmchef unterdessen nicht. "Wo und wann unsere Programme geschaut werden, ist mir völlig egal. Und das muss mir auch egal sein. Gerade jüngere Zuschauer wollen flexibel schauen", betonte Norbert Himmler in der "Hörzu". Inzwischen kann er sich sogar einen wie Jan Böhmermann zur besten Sendezeit vorstellen: "Wenn er eine gute Idee hat, die zu ihm und zu uns passt, machen wir das!" Und selbst Stefan Raab könnte sich Himmler grundsätzlich im ZDF vorstellen. "Ich glaube schon, dass er zu uns passen würde. Stefan Raab ist einer der innovativsten Fernsehmacher, dem ich spannende Formate bei uns zutrauen würde. Aber die Frage stellt sich nicht." Er glaube, dass es Raab mit seinem TV-Rücktritt ernst meine. "Das respektiere ich."

Auch eine Rückkehr von "Wetten, dass..?" schloss Himmler aus. Seit YouTube und dem "Supertalent" gebe es "kein Monopol mehr" auf Wetttalente. "Natürlich könnte man das Konzept weiter verändern. Aber das wäre eben nicht mehr 'Wetten, dass..?'." Zudem hätten es Live- und Event-Shows derzeit schwer. "Dennoch kann jederzeit das nächster 'Wer wird Millionär?' um die Ecke kommen und 20 Jahre lang die Zuschauer begeistern." Es werde zwar immer schwerer, Showideen zu entwickeln, über die die Menschen am nächsten Tag sprechen, "aber es gibt Beispiele, die Hoffnung machen."

Mit Blick auf den Erfolg der Udo-Jürgens-Gala im vergangenen Jahr plant das ZDF neue Tribute-Shows: So soll am 14. November Otto Waalkes gefeiert werden. Für 2016 seien ein bis zwei weitere "Tributes" geplant. Bereits am 11. November erhält zudem Dirk Steffens mit "Mich täuscht keiner" seine erste Primetime-Show im ZDF. Darin stellt er vier Promis durch Täuschung ihrer fünf Sinne auf die Probe.