„Wir produzieren 200 Stunden Programm pro Jahr selbst bzw. explizit in Auftrag für uns und den Rest kaufen wir zu“, erklärt TERN International-Manager Spriggs im Gespräch mit DWDL.de. „Dabei reden wir von Factual Entertainment. Wir haben uns in Abgrenzung zu bestehenden Programmangeboten für dieses Genre entschieden. Realityshows, Dokumentationen und Reportagen aus den Bereichen Sport und Lifestyle. Unsere Kernzielgruppe für dieses Programm sind dabei die 18- bis 45-jährigen Männer.“ Zunächst wird das globale Programm in englischer Sprache produziert. Doch das soll zunächst einmal der globalen Bekanntheit helfen. Man sei sich bewusst, dass eine Lokalisierung des Contents in einem zweiten Schritt wichtig ist.

„Wir haben mit SES schon intensive Gespräche über den deutschen Markt geführt“, erklärt Andrew Spriggs. „Wir denken auch schon darüber nach, wie schnell wir Insight TV in Deutschland lokalisieren können mit eigenen deutschsprachigen Inhalten. Wir sehen den deutschen Markt schließlich als einen Kernmarkt in Europa für uns, besonders mit einem starken Partner wie Astra in Deutschland.“ All das ist möglich, weil zunächst einmal genügend Geld von der GS Group aus Russland kommt. Denn obwohl man von Anfang an Werbekunden ins Boot holen will, sei man sich bewusst, dass zunächst mit langem Atem investiert werden müsse. „Wir sehen Insight TV als langfristiges Investment. Beim Free-to-Air-Modell in Europa geht es uns zunächst darum die Inhalte und die Marke zu etablieren. Das braucht Zeit, aber dank sehr starker Partnerschaften und der enormen Expertise der GS Group sind wir gerüstet für den Marathon.“

Finanzchef Spriggs betont: „Wir sind nicht hier für die Kurzstrecke.“ Das erscheint auch nötig, schließlich ist Ultra HD im Jahr 2015 noch ein überschaubarer Nischenmarkt. „Sie haben Recht, das ist natürlich ein Investment in die Zukunft“, räumt Spriggs ein. „Beim linearen Fernsehen - um da jetzt mal die Analysten zu bemühen - rechnen Experten damit, dass im Jahr 2020 schon 41 Prozent der TV-Geräte weltweit UHD-fähig sein werden. Aber Insight TV setzt ebenso auf non-lineare Verbreitung auf diversen Screens und hier ist der Übergang auch schon längst im Gange.“ An der Stelle springt ihm Rian Bester, Technik-Chef des Senders, zur Seite: „Das Problem von Ultra HD ist nicht die Verbreitung der Empfangsgeräte. Hunderttausende UHD-Fernseher werden dieses Jahr in Europa verkauft und hunderttausende stehen bereits in Haushalten. Es ist umgekehrt: Viele Menschen haben schon die technische Möglichkeit, aber kaum jemand liefert ihnen Inhalte in Ultra HD.“

„Wir ermöglichen Anbietern wir SES die Stärke von Ultra HD zu demonstrieren und damit eine Nachfrage zu kultivieren"

Die Entscheidung für Ultra HD ist aber auch ein Stück weit ein Griff in die Trickkiste. „Hätten wir Insight TV in einfachem HD gestartet, dann wäre der Sender untergegangen in der Vielfalt bestehender Kanäle“, sagt Technik-Chef Rian Bester. Seit vergangener Woche muss der Sender dann nur noch vom Publikum gefunden werden. „In Europa und Indien sind wir auf Sendung. Russland folgt im November und wir schauen darüber hinaus mit diversen Satellitenbetreibern nach weiteren Märkten“, erklärt CFO Andrew Spiggs und führt ein interessantes Detail aus: „Wir ermöglichen Anbietern wir SES die Stärke von Ultra HD zu demonstrieren und damit eine Nachfrage zu kultivieren, die beim Publikum Lust auf mehr Ultra HD-Angebote weckt und den Plattformbetreibern damit mehr Umsätze durch die Sender-Distribution zu verdienen.“

Damit erklärt sich auch das strategische Interesse der russischen GS Group an der neuen Sender-Tochter TERN International in den Niederlanden: Als Hersteller von Empfangsgeräten für Ultra HD-Fernsehen und Partner von Satellitenbetreibern wie SES dient Insight TV als Nachfrage-Belebung für den neuen Fernsehstandard, an dem alle verdienen: Technikhersteller, die nach dem weitgehend vollzogenen Wechsel auf HD mit einem neuen Standard erneut Geräte verkaufen können und Plattformbetreiber, die für Programme in Ultra HD von den Sendern mehr Übertragungsgebühren kassieren können. Insight TV ist ein aus Pragmatismus heraus geborener  Sender, der nun beweisen muss, wie viel Leidenschaft für’s Programm in ihm steckt. In Cannes hat er jedenfalls bereits die Neugier einer Vielzahl von Produzenten, auch aus Deutschland, geweckt. Jetzt muss nur noch das Publikum folgen.