Neue Filme und Serien aus dem Hause Disney und ABC Studios finden ihre Heimat in Deutschland künftig nicht mehr wie in den letzten Jahren bei RTL, sondern laufen bei ProSiebenSat.1. Im Duell der beiden großen privaten Sendergruppen um einen neuen Rahmenlizenzvertrag erhielt anders als 2012 diesmal der Konkurrent aus Unterföhring den Zuschlag. Bei der Mediengruppe RTL Deutschland gibt man sich trotz des Rechteverlusts gelassen - verhehlt aber auch nicht, dass man insbesondere auf die Filme weiterhin gerne Zugriff gehabt hätte.

Konstantin von Stechow, Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland, erklärt gegenüber DWDL.de: "Auch wir waren mit Disney länger im Gespräch, denn Disney ist im Filmbereich ein starkes Studio. Dieser Output-Deal hätte für uns aber womöglich bedeutet, Kompromisse bei den Investitionen im Eigenprogramm zu machen. Dies ist jedoch insbesondere für RTL und zunehmend für Vox ein starkes Standbein. Da wir beides wichtig finden, US-Studio-Deals und in Deutschland produziertes Programm, werden wir aber von Fall zu Fall entscheiden. Mit Sony und Universal haben wir zudem starke und verlässliche Partner."

Schon seit längerem betont man bei der Mediengruppe RTL Deutschland die wachsende Bedeutung von eigenproduziertem Programm. Anke Schäferkordt erklärte kürzlich beispielsweise in "Horizont" nochmal: "Es ist wichtig, eigene Formate zu entwickeln, weil sie auf das Image einzahlen, die Marke stärken und – das ist ganz wichtig – eine Exklusivität im Markt haben. Das ist die große Herausforderung der Sender in der Zukunft: Ein klares Profil zu haben, etwas, das sie einzigartig macht."

Tatsächlich sind US-Serien längst nicht mehr das starke Standbein für die linearen Sender, das sie einst waren. Die rückläufigen Quoten an US-Serienabenden wie dem Dienstag bei RTL oder dem Montag-, Mittwoch- und Freitagabend bei Vox tragen zu einem guten Teil zu den allgemein sinkenden Senderschnitten bei. Zudem wollten die häufig eher auf ein recht junges Publikum zielenden Serien-Produktionen von Disney und ABC Studios nie so recht zum Senderportfolio der RTL-Gruppe passen.

Mit einem Rahmenlizenzvertrag hat man zudem kaum Einfluss auf die Inhalte. Auch wenn nicht alle Produktionen abgenommen werden müssen, kauft man für viel Geld auf Jahre hinweg gewissermaßen die "Katze im Sack". Um das zu umgehen, ist RTL mit TF1 und NBC Universal beispielsweise eine Koproduktions-Partnerschaft zur Entwicklung dreier neuer TV-Serien eingegangen. Dazu stehen Eigenproduktionen wie "Deutschland 83" und "Club der roten Bänder" im Fokus. Investiert hat RTL zudem zuletzt auch in teure Sportrechte wie die Qualifikationsspiele für EM und WM, die bei RTL und RTL Nitro zu sehen sind.

Trotzdem reißt der Verlust des Disney-Deals auch ein Loch in die Spielfilm-Versorgung, die ohnehin schon nicht besonders üppig war. Schon in den letzten Jahren fiel es RTL schwer, mit vermeintlichen "Blockbuster"-Filmen am Sonntagabend gegen den "Tatort" anzukommen. Leichter wird die Situation dort mit der neuen Rechtesituation nicht.

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