"Welt"-Kolumnist Matthias Matussek muss sich einen neuen Job suchen. "Wir trennen uns mit sofortiger Wirkung von Matthias Matussek als 'Welt'-Autor", bestätigte eine Springer-Sprecherin am Dienstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Gleichzeitig betonte sie, darüber hinaus keine Auskunft zu dem Thema geben zu wollen. Das ist allerdings auch gar nicht nötig, zumindest wenn man den Kollegen von "Meedia" glauben darf. Die berichteten am Dienstag von einem Eklat auf der Redaktionskonferenz in Folge eines umstrittenen Postings, das Matussek am Wochenende nach den Anschlägen von Paris auf Facebook veröffentlicht hatte.

Dem Bericht zufolge soll Matussek auf der Konferenz die Fassung verloren und Chefredakteur Jan-Eric Peters als "durchgeknalltes Arschloch" bezeichnet haben. Auch Vize Ulf Poschardt soll er "Arschloch" genannt haben. Matussek musste daraufhin offenbar erst die Konferenz verlassen - und nun also das gesamte Haus. In seinem Posting hatte Matussek wenige Stunden nach den blutigen Terroranschlägen eine Verbindung zu der Flüchtlingswelle hergestellt und sein Posting am Ende mit einem Smiley versehen. "Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen", gab der Kolumnist auf Facebook zu Protokoll.

Damit zog er allerdings den Ärger von "Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters auf sich, der Matusseks Äußerung daraufhin als "durchgeknalltes Posting" bezeichnete. "Ich distanziere mich im Namen der 'Welt', die für andere Werte steht, für Freiheit und Menschlichkeit", so Peters am Wochenende. Zugleich betonte er, "alles weitere intern" klären zu wollen. Das ließ bereits Spekulationen über eine möglicherweise bevorstehende Trennung aufkommen - auch wenn Matussek später erklärte, mit dem Smiley "keine 'klammheimliche Freude' über die Toten der Terroristen" zum Ausdruck habe bringen wollen. Vielmehr sei es als "eine Art verzweifelter Sarkasmus" zu verstehen gewesen.

Dass Matthias Matussek gerne provoziert, dürfte beim Springer-Verlag bestens bekannt sein, denn erst im vorigen Jahr hatte der Journalist mit homophoben Äußerungen für fragwürdige Schlagzeilen gesorgt.

Update 20:08 Uhr: Matusseks Anwalt Joachim Steinhöfel hat den angeblichen Konferenz-Eklat am Dienstagabend dementiert. Auf Facebook teilte er mit: "In verschiedenen Medien werden verschiedene Äußerungen kolportiert, die unser Mandant, Herr Matthias Matussek, heute getan haben soll. Diese Berichte sind unzutreffend. Wir stellen im Namen unseres Mandanten fest: Herr Matussek hat weder Herrn Peters noch Herrn Poschardt als 'durchgeknallt' und/oder 'Arschloch' und/oder 'durchgeknalltes Arschloch' bezeichnet. Er hat den Konferenzraum gar nicht betreten und ist Herrn Peters heute auch nicht begegnet."

Am Abend ruderte "Meedia" ein Stück weit zurück. "Aus Verlagskreisen heißt es, dass Peters zwar selbst nicht an der Konferenz teilgenommen habe, sondern diese (wie berichtet)  von seinem Stellvertreter Ulf Poschardt geleitet worden sei. Gleichwohl habe Matussek die beleidigenden Äußerungen getätigt, im Fall von Peters in Abwesenheit", schreiben die Kollegen. Und so blieb also zunächst manches im Unklaren. Die Trennung zwischen "Welt" und Matthias Matussek ist allerdings bestätigt. Unabhängig davon, wie die Konferenz verlief.

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