Das ist in mehrerlei Hinsicht eine überraschende Personalie: MDR-Intendantin Karola Wille, die Anfang des kommenden Jahres NDR-Intendant Lutz Marmor als ARD-Vorsitzenden ablöst, macht Steffen Grimberg zum neuen ARD-Sprecher, wie Ulrike Simon im Blog des RedaktionsNetzwerks Deutschland berichtet. Der MDR bestätigt auf DWDL.de entsprechende Pläne, auch wenn letzte Unterschriften noch fehlen. An Grimbergs Seite soll eine weitere Journalistin stehen: Sabine Krebs, die zuletzt als Chefin vom Dienst bei ARD-Aktuell tätig war.

Es ist sicherlich keine unumstrittene, aber eine um so spannendere Entscheidung: Steffen Grimberg hat sich nicht nur als Medienjournalist der "taz", sondern gerade auch in seiner Zeit als Redakteur des NDR-Medienmagazins "Zapp", stets auch kritisch mit der ARD und dem öffentlich-rechtlichen System auseinandergesetzt und sich damit sicherlich nicht nur Freunde in den Anstalten gemacht. Das soll ihm im Umkehrschluss als Sprecher wohl auch einen Glaubwürdigkeits-Bonus verleihen.

Überraschend ist die Entscheidung aber auch deshalb, weil Grimberg erst zu Beginn des Jahres einen anderen Posten angetreten hatte: Er war zum Grimme-Institut nach Marl gewechselt und wurde dort Referent für den Grimme-Preis sowie den neu geschaffenen Bereich Mediendiskurs. Tatsächlich wurde in den letzten Monaten unter Grimberg und der neuen Grimme-Chefin Frauke Gerlach eine Reform des traditionsreichen Preises eingeleitet. Doch noch vor der endgültigen Umsetzung geht Grimberg nun also bereits wieder von Bord.

In jedem Fall hat die ARD in den kommenden Jahren nun einen Sprecher, der in der Vergangenheit selten um einen flotten Satz verlegen war. Gegenüber Ulrike Simon sagte er, ihm falle zum Wechsel der Spruch ein "Fahren Sie mich irgendwo hin, ich werde überall gebraucht." Via Twitter, wo er passenderweise schon seit eh und je unter dem Namen @sprechstelle unterwegs ist, fügt er hinzu: "Hierzu stelle ich fest: Ich werde nicht gefahren. Ich fahre selbst."