Noch am Donnerstag stellte sich ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hinter Xavier Naidoo und verteidigte die Entscheidung, ihn als deutschen Vertreter zum "Eurovision Song Contest" nach Stockholm zu schicken. Er sei "weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch", betonte Schreiber und verteidigte damit die Entscheidung des Norddeutschen Rundfunks. Nur zwei Tage später überrascht der NDR nun am Samstagnachmittag mit der Mitteilung, Xavier Naidoo nun doch nicht ins Rennen zu schicken.

Man habe am Sonnabend seinen entsprechenden Vorschlag zurückgezogen, heißt es kurz und knapp. Thomas Schreiber, der die Entscheidung noch am Donnerstag verteidigte, sieht nun offenbar auch das Ansehen des "Eurovision Song Contest" gefährdet und spricht davon, dass die laufenden Diskussionen dem ESC ernsthaft schaden könnten. Beim NDR ging man zwar davon aus, dass Naidoo polarisiere, war aber von der Wucht der Reaktionen überrascht.

"Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist. Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt", meint Schreiber am Samstag. "Der Eurovision Song Contest ist ein fröhliches Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen sollen. Dieser Charakter muss unbedingt erhalten bleiben. Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten."

Xavier Naidoo© Miguel Robitzky/DWDL.de

So schnell wie möglich werde man nun entscheiden, wie der deutsche Beitrag für den "Eurovision Song Contest" in Stockholm gefunden werde. Die Entscheidung für Xavier Naidoo hat in den vergangenen Tagen für teils heftige Kritik gesorgt, nachdem Naidoo in der Vergangenheit immer wieder mit mindestens unglücklichen öffentlichen Auftritten für Schlagzeilen sorgte, so etwa vor einem Jahr, als er am Tag der Deutschen Einheit eine Ansprache auf einer Demonstration der so genannten "Reichsbürger" hielt. Später verteidigte er seine Rede: "Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu 'Reichsbürgern'. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst", sagte Naidoo damals im SWR. Am Freitag ging Naidoo in die Offensive und betonte, seit seinen ersten Bühnenauftritten für Werte wie Freiheit, Toleranz und Liebe einzutreten und dass er die Auffassung der sogenannten Reichsbürger nicht teile. Seine Unterstützer innerhalb der ARD hatte er da offenbar schon verloren.

Auch Xavier Naidoo, der in der Pressemitteilung selbst nicht zu Wort kam, äußerte sich am Samstagnachmittag über Facebook zu der Entscheidung. Vor einigen Monaten sei die ARD auf ihn zugekommen und habe ihn gebeten, im nächsten Jahr für Deutschland beim "Eurovision Song Contest" in Stockholm anzutreten. "Das war der alleinige Vorschlag der ARD. Ich habe nach reichlicher Überlegung schließlich zugesagt, weil dieser Wettbewerb ein ganz besonderes Ereignis für mich gewesen wäre. Wenn sich nun kurz nach unserer vertraglichen Einigung mit dem NDR und dem Abschluss aller Vorbereitungen die Planungen der ARD durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das ok für mich. Meine Leidenschaft für die Musik und mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst", so Naidoo am Samstag.