Es ist zumindest für die britischen Zuschauer der härteste Akt im großen Sparkonzert der BBC: Anfang kommenden Jahres entfällt beim Zappen gleich ein kompletter Sender, BBC Three wird künftig nicht mehr in der Kanalliste auftauchen. Knapp zwei Jahre werden dann seit der ersten Ankündigung der teils heftig umstrittenen Pläne, den Jugendkanal aus Kostengründen ins Internet zu schieben, vergangenen sein. Am Donnerstag hat das Aufsichtsgremium BBC Trust die Pläne nun zwar endgültig genehmigt.

Es gebe ein klares öffentliches Interesse daran, BBC Three künftig nur noch online zu betreiben. Unabhängige Beobachtungen hätten gezeigt, dass junge Zuschauer mehr online und weniger lineares Fernsehen schauen. Und nicht zuletzt werde der Wechsel auch einen Beitrag zu den erheblichen Sparmaßnahmen der BBC beitragen, rechtfertigt der BBC Trust am Donnerstag die Entscheidung, mit der die öffentlich-rechtliche Anstalt jährlich rund 30 Millionen Pfund einsparen möchte. Bereits im Juni hatte der BBC Trust durchklingen lassen, dass man der Einstellung des linearen Kanals BBC Three zugunsten eines neuen Online-Angebots zustimmen werde. Nach der anhaltenden Kritik von Zuschauern, die explizit auch um ihre Meinung gebeten wurden, hat man die Entscheidung aber in Hinsicht auf die Rahmenbedingungen noch einmal verschärft.

Der Wegfall des linearen Jugendkanals soll so keineswegs bedeuten, dass die BBC künftig weniger Inhalte für junge Zuschauer im linearen Fernsehen zeigen wird. So hat es das Gremium zur Auflage gemacht, dass alle klassischen Fernsehformate auch in Zukunft im Fernsehen ausgestrahlt werden müssen. Die beiden Hauptprogramme BBC One und BBC Two wurden dementsprechend nun dazu verpflichtet, alle Sendungen mit traditioneller Fernseh-Laufzeit mit der Einstellung des Fernsehkanals BBC Three unverzüglich landesweit in ihr Programm aufzunehmen. Gesendet werden sollen diese dann zu unterschiedlichen Sendezeiten – womit der BBC Trust wohl auch der Sorge entgegenwirkt, dass junge Formate ausschließlich ins Spät- und Nachtprogramm abgeschoben werden könnten.

Mehr noch: Den Anspruch, auch Fernsehen für junge Zuschauer zu machen, schreibt der BBC Trust nun auch explizit in den Sendeauftrag von BBC One und BBC Two. "Während BBC One und BBC Two mit den meisten Formaten auf Zuschauer aller Altersgruppen zielen, sollen sie einige Formate mit dem unverkennbaren Anspruch, dass sie für junge Zuschauer kreiert sind, anbieten", heißt es seitens des BBC Trust. In 18 Monaten will man untersuchen, wie sehr die BBC diesem neuen Anspruch gerecht wird. Hinzu kommt eine weitere Untersuchung, bei der neben den Einschaltquoten der Three-Formate in den Hauptprogrammen auch herausgefunden werden soll, wie oft die Programme etwas riskiert haben und wie viele neue Talente und Formate eingebunden wurden. Fällt das Ergebnis negativ aus, droht der BBC Trust bereits jetzt mit der Einführung fester Quoten für junges Fernsehen.

Dass es dem Aufsichtsgremium ein so großes Anliegen ist, in den Hauptprogrammen mehr Sendungen für eine junge Zielgruppe anzubieten, kommt dabei nicht von ungefähr. Mit dem Wegfall des linearen BBC Three gehen der öffentlich-rechtlichen Anstalt nämlich Prognosen zufolge jede Menge Zuschauer verloren, die bisher einzig und allein das Jugendangebot der BBC genutzt haben – was immerhin auf rund eine Million Briten zutreffen soll. Laut BBC Trust bestehe die Gefahr, dass rund 80 Prozent dieser Zuschauer verloren gehen, wenn BBC Three ins Internet wechselt. Dem will man mit der Unterbringung der Three-Formate bei BBC One und Two entgegenwirken. Beide Sender werden im Gegenzug jedoch das ein oder andere eigene Format mangels Sendeflächen opfern müssen.

Der Wechsel ins Internet geht derweil nun rasch vonstatten. Bereits im Januar wird der bisherige Fernsehkanal in einen Promo-Sender umgewandelt, der bis Ende Februar mit allerhand Wiederholungen eine Werbefläche für das neue Online-Angebot von BBC Three sein soll. Ab März wird es das neue BBC Three dann nur noch über das Internet geben. Senderchef Damian Kavanagh, der den Wechsel nach außen als große Chance beschreibt, versucht die Zuschauer aber jetzt schon damit zu beruhigen, dass es BBC Three über Smart-TVs und Spielekonsolen dank des BBC iPlayers natürlich auch weiterhin auf dem großen Bildschirm geben wird – aber eben auch über Handys und Tablets, beispielsweise im Bad. "Die Wahrheit ist: Wir werden an mehr Stellen für dich erreichbar sein als jemals zuvor, inklusive dem linearen Fernsehen", sagt Kavanagh mit Verweis auf die Sendeplätze bei BBC One und BBC Two.

Das runderneuerte Angebot seines Senders soll zu 80 Prozent aus klassischen Formaten wie Serien und Comedys bestehen, die dann eben auch bei BBC One und Two laufen werden. Kavanagh führt hier unter anderem das bereits angekündigte "Doctor-Who"-Spin-Off "Class", die Reihe "Murder in Successville", das neue Drama "Thirteen" sowie die Stand-Up-Show "Live at the BBC" sowie Dokumentationen an. Im kommenden Jahr werde BBC Three aber eben mehr als klassisches Fernsehen sein. 20 Prozent des Budgets werde man in neue Formen von Inhalten investieren. Kavanagh denkt dabei an kurze Videos und bildgeleitete Geschichten und führt als Beispiel etwa ein bei Facebook erfolgreiches Kurzinterview mit Professor Green oder eine Parodie auf den aktuellen John-Lewis-Werbespot an, die dem Sender innerhalb weniger Stunden 1,8 Millionen Klicks bescherte.

Den im März dann frei werdenden Sendeplatz im Fernsehen wird die BBC übrigens anders als ursprünglich geplant nicht gänzlich für sich nutzen können. Zwar hat der BBC Trust der Verlängerung des Kinderkanals CBBC, der sich den Sendeplatz bislang mit BBC Three teilt, bis 21:00 Uhr zugestimmt. Den Kanal BBC One+1, der das Programm des Hauptprogramms um eine Stunde zeitversetzt senden soll, wird es allerdings nicht geben. Der BBC Trust sah hier keinen Mehrwert für den Gebührenzahler und hat den Plänen daher einen Riegel vorgeschoben. Auch diesen Sender muss sich die BBC damit nun sparen. Aber damit kennt man sich in London ja inzwischen bestens aus.