Nach 157 Ausgaben verabschiedete sich Günther Jauch am Sonntagabend von den ARD-Zuschauern. Etwas mehr als vier Jahre präsentierte er den Polittalk nach dem "Tatort". Das Ende der Sendung hätte sich der Moderator jedoch vermutlich anders vorgestellt, denn auf den Abspann folgte eine Gegendarstellung. Dabei ging es um eine Sendung, deren Ausstrahlung inzwischen bereits mehr als eineinhalb Jahre zurückliegt: Sie stammt vom ehemaligen "Closer"-Chefredakteur Tom Junkersdorf, der sich beim Bauer-Verlag inzwischen um den deutschen Ableger von "People" kümmert.

Anlass für die Gegendarstellung ist eine im vergangenen April ausgestrahlte Ausgabe des Talks, die sich mit Prominenten und den Grenzen der Berichterstattung auseinandersetzte. Damals hatte Jauch unter anderem mit Michael Schumachers Managerin Sabine Kehm über den medialen Wirbel diskutiert, der sich in den Wochen und Monaten nach Schumachers schwerem Ski-Unfall ereignete. Dabei gestaltete es sich offensichtlich nicht einfach, People-Journalisten einzuladen. In einem Laufband wurden daher in diesem Zusammenhang die Namen zahlreicher Zeitschriften eingeblendet, die keinen Vertreter in die ARD-Talkshow schicken wollten.

Zu den Genannten zählte auch die im Bauer-Verlag erscheinende Zeitschrift "Closer", deren damaliger Chefredakteur Tom Junkersdorf jedoch eigenen Angaben zufolge gar nicht abgesagt hatte. Bereits zu Jahresbeginn hatte Junkersdorf daher eine Gegendarstellung durchgesetzt, mit deren Platzierung man sich bei Bauer damals allerdings nicht zufrieden war (DWDL.de berichtete). Nach DWDL.de-Informationen prüfte der Verlag damals, eine erneute Ausstrahlung durchzusetzen - analog zu Print-Gegendarstellungen sollte diese dann idealerweise an jener Stelle der Sendung erfolgen, an der die strittige Szene im vorigen Jahr stattfand. Das war am Sonntag zwar nicht der Fall, doch immerhin gelang es Bauer, die Gegendarstellung nun ein zweites Mal verlesen zu lassen.

Anders als zu Jahresbeginn folgte diesmal übrigens keine Anmerkung der "Jauch"-Redaktion mehr. Diese hatte damals zu Protokoll gegeben, dass Bauer bereits eine Teilnahme an der Sendung für alle Chefredakteurinnen und Chefredakteur des Hauses abgesagt hatte, als Junkersdorf über eine Agentur als Teilnehmer vorgeschlagen worden sei. Wieso die erneute Gegendarstellung am Sonntagabend erfolgte, war zunächst nicht zu erfahren. Dass Bauer deren Ausstrahlung jedoch ausgerechnet im Anschluss an Jauchs letzte ARD-Sendung durchsetzte, wird man beim Verlag im Hamburg allerdings ganz sicher mit Genugtuung betrachten, war Jauch doch in der Vergangenheit immer wieder gegen die Berichterstattung der Boulevardpresse vorgegangen, darunter auch gegen Bauers "Closer".

Gegendarstellung bei Jauch© Screenshot Das Erste

Im Anschluss an Jauchs Verabschiedung wurde die Gegendarstellung des ehemaligen "Closer"-Chefredakteurs Tom Junkersdorf verlesen

"Bildblog" nannte das Heft im vorigen Jahr "eine schlimme Mischung aus Regenbogenblatt und Boulevardzeitung" und Medienanwalt Christian Schertz bezeichnete sie sogar als "das aggressivste Printobjekt, was Verletzungen von Persönlichkeitsrechten angeht". "Closer" zeige Paparazzi-Fotos, die selbst "Bild" oder "die aktuelle" nicht drucken würden, und verletze "nahezu wöchentlich Persönlichkeitsrechte meiner Mandanten", erklärte der Anwalt. Erst Anfang vergangenen Jahres hatte Jauch gleich drei Gegendarstellungen erwirkt, weil das Heft den Moderator auf einem in den 80er Jahren entstandenen Foto beim Radio wähnte, Jauch darauf in Wirklichkeit aber bei der Moderation einer ZDF-Sendung zu sehen war. Neben der Gegendarstellung druckte die "Closer"-Redaktion damals ein Foto ab, das Jauch als Queen verkleidet zeigte - eine "unzulässige Glossierung", wie die Richter später feststellten. Erst beim dritten Mal hielt sich das Heft an die Vorgaben und ließ den verkleideten Jauch weg.

Gegenüber dem Blog "topfvollgold" fand Jauch Ende 2013 deutliche Worte für die Regenbogenpresse. "Diese Leute schränken meine Freiheit ein", schimpfte er damals. "Es kostet Lebenszeit, es kostet Geld, und ich kann nicht so frei auftreten, wie ich es sonst sicherlich machen würde." Zugleich stört sich der Journalist daran, dass in solchen Heften "ununterbrochen Menschen getäuscht werden", wie er sagt. "Denen wird in der Schlagzeile etwas versprochen, das, wenn man es dann im Inneren nachliest, überhaupt nicht gehalten wird. Zu dem Zeitpunkt hat die Oma dann aber schon 1,50 Euro oder noch mehr ausgegeben. Ich werde also benutzt, um Leute reinzulegen und gleichzeitig das Vermögen von denjenigen, die diesen Dreck produzieren, noch zu vermehren - und da habe ich mir irgendwann mal gesagt: Ne! Dazu trägst du nicht auch noch bei, indem du dich nicht wehrst."

Seinen Abschied von der Polittalk-Bühne brachte Günther Jauch am Sonntag übrigens erwartungsgemäß unspektakulär hinter sich. "Ihnen sage ich herzlichen Dank, dass Sie uns diese viereinhalb Jahre so wunderbar die Treue gehalten haben", sagte der Moderator in Richtung seiner Zuschauer, "und möchte Sie einfach bitten, dass Sie dieses Vertrauen meiner Vorgängerin und gleichzeitigen Nachfolgerin Anne Will, die es wirklich verdient hat, dass sie der dieses Vertrauen auch entgegenbringen. Danke Ihnen nochmal, wünsche Ihnen alles Gute und jetzt noch einen schönen Abend. Danke und auf Wiedersehen."

Zuvor hatte Jauch versucht, seinen Gast Wolfgang Schäuble auf ein mögliches Ende seiner politischen Karriere in zwei Jahren anzusprechen. Schäuble nutzte die Gelegenheit gekonnt, um den Spieß umzudrehen: "Ich hab' nur gehört, Sie wollen diese Sendung gar nicht fortsetzen? Sonst können wir dieses Gespräch ja in zwei Jahren führen", sagte der verschmitzt dreinblickende Finanzminister und hatte Lachen und Applaus des Publikums damit schnell auf seiner Seite. Jauch ließ sich freilich nicht darauf ein: "So verführerisch diese Antwort ist: Sie könnte mich wiederum nicht verführen, die Sendung noch zwei Jahre länger zu machen", entgegnete der Moderator. Besser als in diesem Moment hätte Günther Jauch seine Erleichterung über das Ende seiner Karriere als Polittalker vermutlich gar nicht zum Ausdruck bringen zu können.

Gegendarstellung von Tom Junkersdorf (Ausstrahlung am 29. November 2015 bei "Günther Jauch")

"In der Sendung 'Günther Jauch' vom 13. April 2014 äußerte sich der Moderator Günther Jauch wie folgt: 'Wir haben natürlich auch flächendeckend versucht, Menschen aus der Regenbogenpresse, Verantwortliche einzuladen, oder auch von anderen Medien. Wenn ich jetzt vorlese, wer uns da alles abgesagt hat, würden wir die Sendung füllen. Wir lassen jetzt einfach mal einen Teil von denen jetzt unten durchlaufen, damit Sie sich selber ein Bild machen können.' Dazu wurde eine Laufschrift eingeblendet, in der unter anderem die Zeitschrift 'Closer' namentlich erwähnt wurde, deren Chefredakteur ich bin.

Hierzu stelle ich fest: Am Freitag vor der Sendung hat eine für 'Closer' tätige Medienagentur der Produktionsfirma meine Teilnahme an der Sendung angeboten. Dies wurde abgelehnt.

Hamburg, den 21.5.14 - Tom Junkersdorf"

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