Am 5. Dezember 1995 startete die "Harald Schmidt Show". Nun, fast genau 20 Jahre später, bekommt Harald Schmidt einen neuen Job - und zwar beim "Tatort". Schmidt wird den Chef der neuen Freiburger Ermittler spielen, die die Kollegen vom Bodensee ablösen werden. Mit seiner Verpflichtung ist dem SWR ein echter Coup gelungen, schließlich war seit Schmidts Late-Night-Abschied immer wieder über ein mögliches TV-Comeback spekuliert worden. Zuletzt soll sich das ZDF um ihn als Moderator der Neuauflage des "Literarischen Quartetts" bemüht haben.

Als ihm die Rolle im "Tatort" angeboten wurde, habe er "sofort zugesagt", betonte Schmidt am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Stuttgart, der sich nach dem Ende seiner Late-Night-Zeit einmal als "Privatier mit abgeschlossener Vermögensbildung" bezeichnete. Für den "Tatort" macht er nun allerdings doch eine Ausnahme: Das "Konzept Schwarzwald" habe ihn überzeugt, weil darin nicht versucht werde, "Berlin aussehen zu lassen wie Los Angeles oder Luzern wie die Bronx". Für seine Rolle als Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer hat er schon klare Vorstellungen: Er werde einen "heterosexuellen katholischen Familienvater" spielen, sagte er und scherzte: "Unsere Gesellschaft ist reif, ein derart radikales Lebensbild am Sonntagabend anzuschauen." Bei der Gestaltung seiner Rolle schwebe ihm eine Art "Lothar de Maizière in Uniform" vor, so Schmidt.

Mit Schmidts Verpflichtung beim "Tatort" geht auch seine Rückkehr zur ARD einher. Im Ersten hatte er nach Ende seiner kreativen Pause zwischen Ende 2004 und Mitte 2009 erst alleine, dann zusammen mit Oliver Pocher eine Late-Night-Show moderiert, ehe er mit seiner einst bei Zuschauern wie Kritikern gleichermaßen beliebten "Harald Schmidt Show" zurück zu Sat.1 wechselte. Dort ließ sich der Erfolg von früher allerdings nicht wiederholen. Später war die Sendung noch knapp zwei Jahre lang bei Sky zu sehen, bis auch dort das Aus folgte. Seither machte sich Harald Schmidt rar im deutschen Fernsehen und zog vor allem die seichten Gewässer vor. So übernahm er kürzlich eine Rolle in einem Pilcher-Film und wird Ende des Jahres wieder als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle auf dem "Traumschiff" zu sehen sein.

Tatort mit Harald Schmidt© Screenshot SWR

Harald Schmidt bei der "Tatort"-Pressekonferenz in Stuttgart

Mit Blick auf sein "Traumschiff"-Engagement scherzte der prominente "Tatort"-Neuzugang am Dienstag bereits: "Drehort geht vor Inhalt." Das wird man beim SWR vermutlich nicht ganz so sehen. Und doch betonte SWR-Intendant Peter Boudgoust den Stellenwert des Schwarzwaldes im neuen "Tatort": "In der langen 'Tatort'-Geschichte des SWR ist das neue Team das erste, das eine ganze Region bespielen und maßgeblich im ländlichen Raum ermitteln wird. Damit bildet es einen Kontrast zu den beiden Teams aus Stuttgart und Ludwigshafen, die ihre Fälle vor allem im urbanen Raum lösen", sagte Boudgoust und kündigte an, "die große Palette des 'Tatort' im Ersten um eine spezifische Farbe bereichern" zu wollen.

Freiburg hat derweil schon Erfahrung als "Tatort"-Stadt: Gerade wurde für SWR und Degeto ein sogenannter "Event-Tatort" mit Heike Makatsch abgedreht. Eine mögliche zweite Folge, zu der es bereits Überlegungen gibt, soll dann allerdings in einer anderen Stadt des Sendegebietes spielen.

"Kein Dauer-Bombardement von Pointen"

Als neue Kommissare im Schwarzwald-"Tatort", der voraussichtlich Anfang 2017 Premiere feiern soll, werden an der Seite von Harald Schmidt unterdessen Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner zu sehen sein. Löbau machte sich zuletzt unter anderem durch die ZDF-Sitcom "Lerchenberg" einen Namen, in der sie an der Seite von Sascha Hehn spielte. Wagner machte vor gar nicht allzu langer Zeit einen Ausflug in die Serienwelt, indem er eine Hauptrolle in der wenig erfolgreichen RTL-Comedyserie "Männer! Alles auf Anfang" übernahm. Deshalb, wohl aber nicht zuletzt wegen Harald Schmidts Verpflichtung war dem SWR am Dienstag daran gelegen zu betonen, dass der neue Schwarzwald-"Tatort" keineswegs in die Richtung der Münsteraner Kollegen gehen wird.

Er solle "eher ernst und schwer" daherkommen, erklärte SWR-Fernsehfilmchefin Martina Zöllner und versprach "kein Dauer-Bombardement von Pointen". Auch Schmidt gab bereits Entwarnung: "Wenn Sie sich die letzten Jahre meine Show angesehen haben, werden Sie merken, dass ich mich vom Lustigen verabschiedet habe." Harald Schmidt und der "Tatort" - das kann ja heiter werden.