Wenn es um Polit- und Wirtschafts-Dokumentationen geht, sind wenige TV-Produzenten so hartnäckig wie Stephan Lamby. Allein in diesem Jahr hat er Dokus über den "Fall Deutsche Bank", den VW-Skandal, die "Flucht nach Europa", das Geschäft mit den Tankstellen, den "Großen Steuerbetrug", über Helmut Kohl, Wolfgang Schäuble und Hans Filbinger auf den Bildschirm gebracht. Die Regale seiner Hamburger Produktionsfirma ECO Media biegen sich unter den gewonnenen Preisen.

Kein Wunder, dass Lambys Truppe ins Blickfeld von Michael Lehmann geraten ist. Der Chef der Studio Hamburg Produktion Gruppe (SHPG) wollte sein Haus ohnehin im Info-Sektor verstärken. Nun übernimmt die SHPG 50 Prozent der Anteile an ECO Media von Lamby, der alleiniger Geschäftsführer bleibt. Im Gespräch mit DWDL.de sagt Lehmann: "Ich sehe in der Partnerschaft eine kongeniale Möglichkeit, unser Portfolio zu erweitern. Das journalistische Erzählen, so wie Stephan Lamby es mit ECO Media auf höchstem Niveau betreibt, bedeutet für unsere Gruppe eine Qualitätsverdichtung in einem Segment, in dem wir bisher kaum vertreten waren."

 

Auch Lamby selbst, der die Firma 1997 gegründet hatte, macht gegenüber DWDL.de deutlich, dass es ihm um den nächsten Schritt nach vorn geht: "Wir sind über die letzten Jahre kontinuierlich gewachsen und wollen das auch weiterhin tun, vor allem journalistisch. Wir freuen uns darauf, uns künftig mit einem passenden Partner weiter entwickeln zu können. Uns ging es nicht um einen Finanzpartner. Entscheidend ist die publizistische Zusammenarbeit – und da haben Michael Lehmann und ich etliche Berührungspunkte."

Die SHPG, eine Tochter der Studio Hamburg Gruppe, ist über Doclights, ihr Joint Venture mit ZDF Enterprises, bereits im Info-Sektor vertreten. Allerdings liegen die inhaltlichen Schwerpunkte dort auf Natur- und Tierfilm sowie Factual Entertainment. Die Beteiligung an ECO Media soll ausdrücklich auch auf das Fiction-Standbein der SHPG abstrahlen. "In Zeiten wachsender Vorkosten für Recherche bei gleichzeitig zunehmendem Budgetdruck sehen wir auch für unser fiktionales Erzählen eine spannende Perspektive", so Lehmann. "Hier können wir künftig an dokumentarische Stoffe von ECO Media zu großen gesellschaftlichen oder politischen Themen direkt anknüpfen und diese fiktionalisieren."

Welche Stoffe dafür aktuell in der engeren Auswahl sind, mögen Lehmann und Lamby noch nicht verraten. Zweifellos eignen würde sich unter anderem "Die Volkswagen-Story", die Mitte November im Ersten lief. Immerhin ist in Hollywood Leonardo DiCaprio auch schon an diesem Thema dran. ECO Media selbst wird jedoch seine journalistische Ausrichtung mit den Öffentlich-Rechtlichen als Hauptkundschaft beibehalten. "Ich bin fest davon überzeugt, dass der Markt der engagierten, hochwertigen TV-Dokumentationen Zukunft hat", so Lamby. "Vor allem ARD und ZDF werden ihre Flächen für kluges, modernes dokumentarisches Erzählen von gesellschaftlich relevanten Themen pflegen. TV-Dokumentationen sind eine Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Wie wichtig das Genre ist, sieht man immer wieder bei großen Themen wie etwa Eurokrise, Flüchtlingskrise, Terror, Skandalen bei VW oder Deutsche Bank."

Es geht auch ein paar Nummern kleiner und leichter: Am 17. Dezember läuft die ECO-Media-Doku "Den Tod auf der Schippe" um 23 Uhr im NDR Fernsehen. "Tatortreiniger" Bjarne Mädel erzählt darin, wie drei echte Tatortreiniger in Berlin, Los Angeles und Mexiko City mit ihrem Job umgehen. Am 19. Dezember startet auf ZDFinfo eine sechsteilige Reihe zum Thema Vergangenheitsbewältigung im Nachkriegsdeutschland.

Neben den klassischen TV-Produktionen hält SHPG-Chef Lehmann auch die Ende 2014 gestartete Online-Videoplattform dbate.de für ein wichtiges Asset der ECO Media. Sie sei eine "zusätzliche, sehr willkommene Erweiterung unserer zukunftsgerichteten digitalen Aktivitäten", so Lehmann. "Kein anderer Nonfiction-Produzent hat so konsequent mit digitalen Plattformen und mit Diskurs durch Social Media experimentiert."