Anja Reschke ist zur Journalistin des Jahres gewählt worden. Das entschied eine mehr als 80-köpfige Jury der Branchenzeitschrift "medium magazin". "Journalistin mit Profil und klarer Haltung: Im Sommer 2015 zeigte Reschke mit ihrem Kommentar 'Aufstand der Anständigen' in den 'Tagesthemen', was der Journalismus in Zeiten der 'Lügenpresse'-Vorwürfe braucht: Haltung. Sie hat dafür einen heftigen Shitstorm in Kauf genommen - und sich davon nicht beirren lassen", heißt es in der Jurybegründung.

Und weiter: "Kein einzelner journalistischer Beitrag hat in diesem Jahr so viel Wirkung und Wirbel erzeugt wie dieser Kommentar von Anja Reschke. Als neue Innenpolitik-Chefin des NDR gab sie zudem dem Magazin 'Panorama' in diesem Jahr stärkere Relevanz und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit für aufwendige Recherchen." Darüber hinaus wählte die Jury weitere "Journalisten des Jahres" in zehn Fach-Kategorien und vergaben einen Preis für das Lebenswerk an Hans Leyendecker von der "Süddeutsche Zeitung".

"Es gibt keinen Enthüllungsjournalisten, der mit einer solchen Schlagzahl investigative Geschichten in den unterschiedlichsten Feldern publiziert", so die Jury über Leyendeckers Leistung. Er habe sich außerdem nicht zuletzt als Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Netzwerks Recherche stets auch für den journalistischen Nachwuchs eingesetzt. "Seine Lebensleistung im Dienste eines unbestechlichen, aufklärerischen Journalismus verdient hohe Anerkennung", heißt es in der Begründung.

In der Kategorie Unterhaltung wurde erneut "heute-show"-Moderator Oliver Welke ausgezeichnet, der den Preis bereits vor fünf Jahren erhielt. "Nie war Lachen gegen Tumbheit so wichtig wie heute: Dafür sorgt Oliver Welke als Anchorman der besten Satiresendung des deutschen Fernsehens. Ihm gelingt zudem eine ein singulärer Spagat in einer ungewöhnlichen Doppelrolle, 2015 besser denn je: als prägender Satirekopf und als beliebter Sportmoderator. In beiden Rollen zeigt er angstfreien Biss und Humor", erklärte die Jury.

Hajo Seppelt wurde unterdessen in der Sport-Kategorie geehrt. Zur Begründung heißt es: "Seine Recherchen haben in diesem Jahr die internationale Sportwelt besonders erschüttert: Hajo Seppelt deckte nicht nur systematisches Doping von Spitzen-Athleten in Russland, sondern auch in Kenia auf. Das Echo auf seine Berichte in 'Geheimsache Doping' war so groß, dass sogar Funktionäre gehen mussten. Das ist kritischer Sportjournalismus par excellence abseits von den üblichen Helden-Storys und Jubelberichten. Seppelt ist und bleibt eben Deutschlands führender Sportdoping-Rechercheur."

In der Kategorie "Team" wurden von Markus Beckedahl, Anna Biselli, Andrea Jonjic, Constanze Kurz, Andre Meister und Tomas Rudl von "netzpolitik.org" ausgezeichnet. Die Jury sagte: "Plötzlich berühmt - dank 'Landesverrat'-Affäre: Wie sie diesen Kampf für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Pressefreiheit und Datenschutz genutzt und die ganze Journalisten-Branche zur Solidarität mit den Bloggern gebracht haben: Chapeau. Dass die Netzpolitiker dabei auch als Aktivisten mit dezidierten politischen Zielen auftreten, hat zudem eine berufsethische Diskussion über Transparenz im Journalismus initiiert."

"Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer ist unterdessen "Journalist des Jahres" in der Kategorie Chefredaktion national. Im Bereich Chefredaktion regional wurde Uwe Vetterick von der "Sächsischen Zeitung" geehrt. Weitere Auszeichnungen gehen an Bernd Ulrich von der "Zeit" (Politik), Steffen Klusmann vom "manager magazin" (Wirtschaft), Navid Kermani vom "Spiegel" (Kultur) sowie den freien Journalisten Jakob Vicari (Wissenschaft), Ulrich Wolf von der "Sächsischen Zeitung" (regional) und Stephan Lamby von Eco Media TV (Entrepreneur).