Severin Freund ist der erste deutsche Skispringer, der seit Sven Hannawald im Jahr 2003 das Auftaktspringen der Vierschanzentournee für sich entscheiden konnte. Die Begeisterung unter den deutschen Fans war daher groß - und viele von ihnen zeigten sich entsprechend verärgert, als anstelle der Siegerehrung am Dienstag eine Dokumentation über den vor zwei Jahren beim Skifahren schwer verunglückten Rennfahrer Michael Schumacher zu sehen war. Wer Severin Freund auf dem Treppchen sehen wollte, musste also entweder ins Internet ausweichen oder zu Eurosport schalten, wo die Übertragung in voller Länge gezeigt wurde.
ARD-Moderator Matthias Opdenhövel sah sich nach der Sendung sogar dazu genötigt, sich bei den Zuschauern zu entschuldigen. "Sorry für das Ende der Sendung. Aber das war eine Entscheidung, die nicht von uns kam...", ließ er via Facebook ausrichten. Gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de verwies ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Mittwoch darauf, die Siegerehrung im Anschluss an die Schumacher-Doku gesendet zu haben - "wenn auch in verkürzter Form", wie er zugab. "Grund war die Verzögerung des Springens, denn die Dokumentation hat eine festgelegte Länge", so Balkausky.
Tatsächlich drängte die Zeit, weil die "Tagesschau" um 20 Uhr pünktlich auf Sendung gehen musste. Balkausky: "Nun war zu entscheiden, auf die Dokumentation komplett zu verzichten, oder die Siegerehrung live zu zeigen. Wir haben entschieden, die Siegerehrung im Internet zu zeigen und die Dokumentation auszustrahlen. Dass dies nicht nur ungeteilten Beifall finden würde, war uns klar, aber die Tatsache, dass 3,88 Millionen Zuschauer sich den Film über die Situation Michael Schumachers angeschaut haben, was dazu führte, dass dies die siebtbeste Sendung des ganzen Tages im deutschen Fernsehmarkt war, spricht dafür, dass viele Zuschauer unsere Entscheidung mitgetragen haben."
Weiter sagte der Sportkoordinator gegenüber DWDL.de: "Bei allen anderen hoffen wir darauf, dass sie wenigstens Verständnis dafür haben, dass wir kurzfristig eine Entscheidung treffen mussten und wir davon ausgehen, mit den deutschen Springern bei dieser Vierschanzentournee noch einige Erfolgsmomente erleben zu dürfen." Dann hoffentlich auch mit der dazugehörigen Siegerehrung.