Frank Überall, seit wenigen Wochen Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), hat in einem Interview mit dem Medienmagazin "journalist" Sparmaßnahmen im gesamten Verband angekündigt. "Das wird nicht am Bundesvorstand vorbeigehen, das wird nicht an der Geschäftsstelle vorbeigehen. Und es wird auch nicht an den Fachausschüssen vorbeigehen", sagte Überall, der sich zudem selbstkritisch zeigte. "Wir sind an manchen Stellen bequem geworden." Wenn es darum gehe, politische, inhaltliche Auseinandersetzungen zu führen, fehlten dem Verband gelegentlich die Ideen.

Im kommenden Jahr wolle er dafür sorgen, dass der DJV "wieder mehr wahrgenommen" wird, so Überall, der für den Januar schon mal den Start des neuen Blogs "augenzeugen.info" in Aussicht stellt, in dem er über die zunehmende Bedrohung gegen Journalisten berichten wird. "Ich will dort Texte und Interviews zusammenstellen, die einen Blick darauf werfen, was in dieser Szene tatsächlich passiert", so Frank Überall über das geplante Blog-Projekt. Geplant sind Erfahrungsberichte von Kollegen, Interviews mit einem Redaktionsleiter oder Beiträge von Wissenschaftlern sein, die sich um das Phänomen Rechtsextremismus kümmern. Auch Informationen über Übergriffe Journalisten sollen in dem Blog einen Platz finden.

Unterdessen können sich auch die Zeitungsverleger auf eine härtere Gangart einstellen. Im "journalist" kündigte der neue DJV-Vorsitzende ein "heißes Frühjahr" an. Sollte der Verlegerverband BDZV in den gerade anlaufenden Gehaltsverhandlungen bei seiner Totalverweigerung bleiben, werde man die Verleger mit der "ein oder anderen überraschenden Aktion" wohl etwas "kitzeln" müssen, so Überall. Auch die Tarifflucht kritisiert Überall deutlich. "Dass man im Zeitungsverlegerverband ernsthaft Mitglied sein kann, ohne sich an den Tarif zu halten, finde ich zumindest verhaltensoriginell."